Ich werde folgendes Erlebnis nie vergessen:
Als ich frisch zu studieren begann, war ich noch sehr unsicher, ob ich den Anforderungen genügen würde. Bei vielen Vorlesungen bekamen wir kein Skript, sondern mussten selber Notizen machen. Diese waren dann die Grundlage für spätere Prüfungsvorbereitungen. Um mich abzusichern, glich ich einmal meine Notizen mit denjenigen eines Mitstudenten ab und war sehr erstaunt, was er teilweise den Vorlesungen entnommen hatte. Seine Inhalte entsprachen nicht den meinen. Das verunsicherte mich natürlich. Aber schlussendlich blieb ich meiner Version treu. Nachdem ich bei den Prüfungen sehr gut abschnitt, wusste ich, dass meine Verarbeitung des dargebotenen Stoffes gut gewesen war. Gleichzeitig war ich erstaunt, wie unterschiedlich Fakten und Geschehnisse wahrgenommen und interpretiert werden können. Dass dem so ist, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Im Prinzip kann ich nie genau wissen, wie ein Mitmensch etwas wahrnimmt und interpretiert. Ich muss sogar davon ausgehen, dass jeder seine ganz eigene Welt zusammengebaut hat und aufgrund seiner verschiedenen Erfahrungen jedes Ereignis auf seine ganz eigene Art und Weise in sein Weltbild einordnet. Nur wenn ich eine Person besser kenne, kann ich nachvollziehen, warum sie die Welt so wahrnimmt, wie sie sie eben wahrnimmt.