Wenn ich die Natur betrachte, überkommt mich manchmal ein tiefes Gefühl der Ehrfurcht. Die Lebensvorgänge sind unwahrscheinlich komplex, und dennoch funktioniert alles in wundersamer Art und Weise. Wir stehen einem Zusammenspiel von unglaublich vielen Faktoren gegenüber, von denen wir Menschen wohl nur Bruchteile kennen. Von dem her ist es wohl nicht übertrieben zu sagen, dass wir trotz Fortschritt in vielen Bereichen vor grossen Rätseln stehen.
Dieses Wunder der Natur ist immer und überall zugegen und kann mich selbst bei scheinbar unbedeutenden Einzelheit von neuem tief berühren. Doch o weh: wenn es um mich selbst geht, wird es plötzlich ein bisschen schwieriger. Es ist nicht ganz einfach, das braune Wunder zu würdigen, das jeden Tag in die WC-Schüssel plumpst und einen Duft hinterlässt, der nicht gerade an Rosen erinnert. Aber ist dies nicht auch eine grossartige Leistung der Schöpfung? Man überlege sich einmal, was im Körper vor sich geht, nachdem man eine feine Mahlzeit zu sich genommen hat. Ist es nicht ein Wunder, dass ich dank einiger zerkauter und heruntergeschluckter Bissen bei Kräften bleibe und mich einer guten Gesundheit erfreue? Und das alles geschieht ganz automatisch. Ich muss gar nichts machen. Der Körper erledigt dies im Alleingang. Von dem her müsste ich täglich voller Ehrfurcht mein „Geschäft“ betrachten und es erst, nachdem ich meinem Körper meinen Dank ausgesprochen habe, in die Kanalisation hinunterspülen.