Bild vom 27.4.2019

Erinnere dich an die Ausführungen zum letzten Bild: du kannst alles in Form eines Musters darstellen, auch dich selbst. Wenn du nun dieses Bild betrachtest, fällt dir sicher sofort auf, dass die Mitte sehr dominant ist. Kräftige Violett-Töne werden von eher zarten Farben umgeben. Gehen wir davon aus, dass hier das Wesen einer Person abgebildet ist, kann man zu folgendem Schluss kommen: dieser Mensch dürfte eher von feinerer, zarterer Natur sein. Doch tief in ihm liegt eine überaus kräftige Energie begraben, die möglicherweise sehr fordernd werden kann. Da sie violett ist, würde ich sie im spirituellen Bereich ansiedeln. Die betreffende Person könnte sich folglich häufig gestresst fühlen. Vielleicht wünscht sie sich eher ein ruhiges und beschauliches Leben, aber der Kern ihrer Natur drängt sie erbarmungslos dazu, sich in spirituellen Bereichen zu exponieren und in unterschiedlichen Formen aktiv zu sein.

Nun sind verschiedene Szenarien möglich:

  1. Die Person hat gewisse Vorstellungen, wie man sich spirituell entwickeln kann. Dazu gehört der Rückzug aus allen Bereichen, die zu viel Unruhe stiften. Zudem müssen innere Kräfte, die mit Unruhe zu tun haben, beherrscht werden. Die Person meditiert folglich sehr viel, macht Yoga, liest Bücher und plagt sich mit ihrer rebellischen Seite ab.
  2. Die Person fühlt sich zerrissen und damit krank. In der Psychotherapie lernt sie mögliche Ursachen kennen und versucht in der Folge, ihr Leben in den Griff zu bekommen. Dieses hält sie extra ausgewogen, um ihre kranke Seele auszugleichen.
  3. Die Person versteht, dass etwas in ihr gelebt werden will. Es ist zwar überaus beschwerlich, aber offensichtlich entspricht es ihrer Natur und ist folglich ihr Weg. Sie schickt sich in ihr Schicksal und versucht die beiden Seiten in sich zu vereinen.

Was sind nun die Folgen für die Person in den verschiedenen Szenarien?

  1. Die Person verschwendet ihre ganze Energie, um ihren „rebellischen Teil“ unter Kontrolle zu bringen. Da die Person von einer falschen Grundidee ausgeht, wird sie wenig brauchbares spirituelles Wissen aufbauen.
  2. Diese Person wird eine gute Psychoanalytikerin sein, über Spiritualität aber wenig erfahren. Würde sie ihre Studien mit Weg (c) verbinden, würde eine überaus kraftvolle Kombination entstehen.
  3. Diese Person stellt sich ihrer Aufgabe. Sie bleibt sich selbst treu, womit ihr Blick klar bleibt. Damit erkennt sie jeweils, weshalb ihr Leben so abläuft, wie dies der Fall ist. Sie lernt also das Leben immer tiefer zu verstehen, ihre Spiritualität entfaltet sich gemäss ihren Bemühungen mehr oder weniger schnell.

Nun zu dir, liebe Leserin, lieber Leser.

Was musst du tun, um spirituelle Fortschritte zu erzielen? Immer wieder forderte ich dazu auf, in die Stille zu gehen. Das ist sicher nicht falsch. Aber offensichtlich reicht dies nicht aus. Primär müsstest du dich nämlich fragen: welcher Lebenswandel entspricht meinem Naturell? Mache ich wirklich das, was für mich stimmig ist oder lenken mich gewisse Vorstellungen, wie ich sein sollte, vom Wesentlichen ab?

Manchmal ist es gar nicht so einfach zu erkennen, wo Veränderungen nötig sind und wo man sich ins Schicksal fügen muss. Um dies im Einzelfall herauszufinden, gibt es verschiedene Techniken. Es würde aber den Rahmen dieses Schreibens sprengen, sie alle hier aufzulisten.

Wichtig ist: wer ernsthaft nach einer Antwort sucht, wird sie schlussendlich auch finden. Falls die Wirren zu gross sind, lohnt es sich, Hilfe zu holen.

Abschliessend möchte ich folgenden Gedanken hervorheben:

Es gibt KEINEN Lebensweg, der besser oder schlechter für spirituelles Wachstum ist. JEDER Weg kann zu grossem Erfolg führen. Die beste Grundlage für optimale innere Schulung ist das Verfolgen des eigenen Weges, mag dieser auch noch so bescheiden wirken.

Dies führt zur Kernaussage: Bleib dir treu, auch wenn du dich dadurch ziemlich unattraktiv oder gar äusserst begrenzt fühlst.

Anmerkung: Auch ich habe eine Unzahl von Grenzen (wahrscheinlich etliche mehr als du denkst). Aber ich konzentriere mich lieber auf das, was ich kann. Damit lässt sich durchaus etwas bauen.

Nun zur Arbeit mit diesem Bild:

Betrachte das Bild und überleg dir, welche von deinen Eigenschaften du den beiden unterschiedlichen Polen zuordnen würdest:

  1. Dem feinen, zarten, der sich möglicherweise eher nach Ruhe und Frieden sehnt;
  2. Dem eher kräftigen, unruhigen, der etwas darstellen und bewegen möchte, ev. gerne mehr Betrieb hat, etc.

Sei kreativ und arbeite sorgfältig heraus, wo es dich innerlich manchmal auseinanderreisst.

Stelle sicher, dass jede Seite in dir klar einem Pol im Bild zugeordnet ist.

In der folgenden Zeit arbeite mit dem Bild, indem du es betrachtest und auf dich wirken lässt. Beobachte, wie du die beiden Pole empfindest. Dies kann sich möglicherweise ganz spontan oder aber auch erst über die Zeit hinweg verändern. Nimm gleichzeitig wahr, ob und wie sich deine Beziehung zwischen den beiden widersprüchlichen Seiten in dir anfühlt.

Mit dieser Arbeit kannst du auf sehr tiefe Schichten einwirken. Das Ganze ist sehr einfach und braucht nicht viel Zeit. Falls du Lust hast, etwas in dir zu bewegen, wäre dies eine schöne Gelegenheit dazu!