Bild vom 29.8.2020

Du erinnerst dich vielleicht an das Bild vom 4. April 20. Damals arbeiteten wir am Eintreten der Seele in die Körperlichkeit und damit in das irdische Feld. Mit dem vorliegenden Bild knüpfen wir an diesem Ereignis an und schauen, was in der Folge geschieht. Immerhin muss sich aus einem vorerst noch recht hilflosen Säugling eine selbständige Person entwickeln. Bereits im Zusammenhang mit dem April-Bild wurde klar, dass mit dem Eintreten der Seele in den Körper eine Entwicklung einsetzt, welche durch verschiedene Umstände beeinflusst wird. Die wichtigsten sind wohl die Prägung der Seele (u.a. aus früheren Leben), das Erbmaterial und die Umwelt (inkl. Bezugspersonen), in der ein Lebewesen aufwächst.

Es würde den Rahmen sprengen, hier ausführlich die Entwicklung eines Kindes zu beschreiben. Wer diese vertieft studieren möchte, kann mein Buch „Lerne verstehen, liebes Seelenkind“ lesen. Auf jeden Fall wäre es sinnvoll, diesen Bereich einmal genau zu betrachten. Damit lernt man einiges zu verstehen. An dieser Stelle rücke ich einfach mehrere wichtige Fakten in den Fokus.
Man muss sich bewusst sein, dass sich ein Kind das ganze Wissen über die Welt von Grund auf erarbeiten muss. Durch Erfahrung lernt es, dass es z.B. Dinge gibt, die hart sind und andere, die weich sind. Es spürt Wärme und Kälte, Raues und Feines etc. Die Augen werden immer fähiger, die Umgebung klar abzubilden und Farben auszumachen (Säuglinge sehen unscharf und schwarzweiss). Für jede Erkenntnis bauen sich entsprechende Hirnstrukturen auf. So erwirbt sich ein Kind beispielsweise Verknüpfungen im Hirn, die ihm erlauben, einen ganzen Gegenstand wie eine Rassel korrekt als etwas zu erkennen, das in unserem Fall hart wäre, rund, rosa und einen Griff hätte. Zudem hat es gelernt, dass die Rassel tönt, wenn man sie schüttelt. Später wird es dieses Spielzeug noch mit einem ganz spezifischen Klangmuster verbinden, nämlich mit dem Wort Rassel. Bis seine Sprechwerkzeuge die entsprechenden Laute selber bilden können, wird es jedoch noch dauern.

Wichtig bei diesem Vorgang ist folgendes: Es gibt keinen Chip, den man dem Säugling einpflanzen kann, womit er unser Weltbild in seinem Kopf hat. Er ist genötigt, jede Einzelheit durch Erfahrung selbst aufzubauen. Das bedeutet, dass jedes Wesen die Welt für sich selbst „neu erfindet“. Wer falsche Bausteine einpackt, wird ein fehlerhaftes Konstrukt erstellen. Dazu kommt noch ein weiteres Problem, das ich im Folgenden mit einem eigenen Erlebnis umreisse:

Es gab eine Zeit in meinem Leben, da fand ich es spannend, die Partnerschaftsanzeigen durchzulesen. Nachdem ich schon einige Erfahrungen gemacht hatte, begann ich zu erkennen: ein Inserat konnte im Grundsatz sehr ansprechend sein. Doch dann kamen die Feinheiten: was verstand der betreffende Mann genau unter „Häuslichkeit“? War er ordentlich, pingelig, bünzlig, klebte er vor dem TV ……? Was hiess romantisch? Weltoffen? Du siehst: Bei einem Baum sind wir uns wahrscheinlich schnell einig, wovon wir sprechen. Aber wenn mir jemand z.B. seine Liebe beteuert, wird es schon schwierig. Was will er mir damit sagen? Möchte er mich nun voll und ganz „besitzen“ und erwartet ein pedantisches Gleichgewicht bezüglich Geben und Nehmen? Oder sagt er mir damit, dass er mich so liebt, wie ich eben bin, nämlich nicht Willens, mich voll und ganz an einen Menschen zu binden? Natürlich gibt es noch viele weitere Varianten.
Das Leben ist voll von Situationen, wo mit unscharfen Begriffen gearbeitet wird. Das heisst, dass der Sprecher einem Wort eine gewisse Bedeutung gibt, der Hörer demselben Wort aber möglicherweise eine andere zumisst. Folglich sprechen zwar beide von der gleichen Sache, reden aber völlig aneinander vorbei.

Nun gehen wir einen Schritt weiter und betrachten ein Gebiet, das nur so vor Missverständnissen strotzt: der spirituelle Bereich. Wer bitte kann mir genau erklären, was das Ego ist? Es gibt so viele „tolle“ Bücher, aber o weh! Im schlimmsten Fall schaden sie mir, weil ich völlig falsche Bausteine in mein Wissensgefüge pflastere. Das Problem ist folgendes: Das Ego ist etwa so kompliziert mit meinem Seelenwesen verflochten wie der Körper mit der Seelenenergie. Man kann es nicht mit dem Intellekt erfassen und dann ausreissen. So erwirbt man sich höchstens eine Persönlichkeitsstörung. Nur durch geduldiges Praktizieren und langsames Eindringen in das höhere Wissen werden einem allmählich die nötigen Einsichten zugänglich, was dieses „mysteriöse“ Ego genau ist. Dies ist ein Lernen von innen. Das Leben schleust einen durch Situationen, die uns helfen, die notwendigen Erkenntnisse aufzubauen, sofern wir uns immer wieder die Zeit nehmen, das Erfahrene zu untersuchen und zu verarbeiten. Wie ein Säugling tasten wir uns vor und erweitern unser Wissen Stück für Stück. Damit wir bei diesem Prozess nicht entgleisen und falsche Bausteine anhäufen, muss das neu erworbene Wissen immer überprüft werden. Schlussendlich muss es sich nämlich im Alltag bewähren, sonst stimmt etwas nicht. Verläuft also mein Leben im Grundsatz nicht erfolgreich, haben sich Fehler eingeschlichen.

Du siehst: je nach aktuellem Stand des Wissens werde ich unter dem Begriff Ego etwas anderes verstehen. Wenn ein Buch diesen Punkt nicht berücksichtigt und ein starres Bild vermittelt, kann es mich auf eine völlig falsche Bahn führen. Auch bei anderen Begriffen bestehen Unklarheiten, obschon sie oft ganz selbstverständlich benützt werden (z.B. das Selbst, die Aura, die Erleuchtung, etc.)

Und nun kommen wir zum Bild.

Im Grunde genommen könnte ich mich in Anbetracht der Tatsache, dass mein Weltbild mein eigenes, völlig individuelles Konstrukt ist, sehr verunsichert fühlen. Es könnte nämlich voller Fehler sein und ich merke es nicht einmal. Das vorliegende Bild soll aber Mut machen und aufzeigen, dass die Umstände nicht so dramatisch sind. Das blau-grüne Quadrat repräsentiert den Boden, auf dem ich mich bewege. Aussen befindet sich der blaue Teil, welcher meiner Erkenntnis entspricht. Diese setze ich in Handlung um und gestalte damit meine Lebensumstände. Das ist der grüne Teil, also das spriessende Leben. All dies ruht geschützt und behütet vor einem rosa Hintergrund: es sind sozusagen die tragenden Hände einer göttlichen Instanz, möge dies mein Lehrer Swamiji sein oder Jesus Christus, ein Schutzengel, Buddha oder ein anderes höheres Wesen. Sei dir im Klaren: Wir sind nicht einsam und verlassen einem feindlichen Umfeld ausgesetzt. Auch wenn wir auf bewusster Ebene nichts davon realisieren, werden wir von der geistigen Welt gut begleitet. Dort wird u.a. dafür gesorgt, dass wir Missverständnisse ausbügeln können (sofern wir offen dafür sind), indem wir mit klärenden Lebenssituationen konfrontiert werden. In unserer Seelenheimat haben wir zudem stets ein Plätzchen, wo wir auftanken können. In einem gewissen Sinne ist das vorliegende Bild eine Fortsetzung der Bilder von April und Mai. Dort geht es um die Verbindung von der geistigen mit der körperlichen Ebene. Dies trifft hier insofern zu, als wir uns auf der körperlichen Ebene mit einem Zustand konfrontiert sehen, der sehr verunsichern kann. Gleichzeitig sind wir aber auf der geistigen Ebene in ein sicheres Gefüge eingebunden, das uns Halt zu vermitteln vermag, wenn wir uns seine ständige Gegenwart bewusst machen. Beide Pole sind Teil unseres Lebens. Es steht uns frei, durch einen klugen Umgang damit unser Leben kraftvoll auszurichten. Und genau dazu dient dir folgende Übung:

Mach es dir bequem, sammle den Geist und nimm dir einen Moment Zeit. Betrachte dann das Bild und lass es auf dich wirken. Konzentriere dich nun vorerst auf das blau-grüne Quadrat. Mach dir klar, dass dies deinem irdischen Leben entspricht. Blau sind deine verarbeiteten Erfahrungen, grün deine Entscheidungen und Handlungen, welche dann eine Wirkung erzeugen. Beides ist sehr individuell, gelingt manchmal besser, manchmal schlechter. Wie geht es dir im Moment mit deinem Leben? Wo funktioniert es? Wo nicht so gut? Du weisst, dass du mit jeder neuen Entscheidung an deinem Leben weiter baust. Deine Entscheidungen fällst du aufgrund deiner bisher gemachten Erfahrungen. Manchmal ist es gut, sich Zeit zu nehmen, das Ganze durchzudenken. Braucht es Korrekturen? Du musst in deiner ersten Sitzung nicht schon alles auf die Reihe bekommen. Wenn Ungereimtheiten und Fragen auftauchen, die du noch nicht lösen kannst, dann lass sie stehen (s. auch unten) und schreib sie ev. nachher auf, damit du sie in den folgenden Sitzungen weiter bearbeiten kannst. Geh aber nach einer Weile zum nächsten Schritt.
Widme dich nun dem rosa Teil. Mach dir bewusst: auch wenn du dich manchmal ein bisschen verloren fühlst, auch wenn manchmal viele Fragen im Raum stehen, aber wenig Antworten: hier sind Kräfte, die dir helfen. Vergegenwärtige dir diesen Aspekt und such in dir den Kontakt zu dieser Energie. Sicher kennst du das Gefühl, getragen und geschützt zu sein. Such dieses Gefühl. Verbinde dich mit den entsprechenden Kräften (z.B. mit Swamiji, Jesus, Schutzengel etc.). Lass sie in dir anwachsen, bis sie dich ausfüllen. Wenn du ungelöste Fragen hast, deponiere sie hier und lass sie bei diesen Energien „liegen“. Du wirst sehen: eines Tages wirst du die Antwort bekommen. Geniesse noch eine Weile den Frieden in dir.
Bedanke dich jetzt bei deinen geistigen Helfern und schliesse die Meditation ab.

Das nächste Bild erscheint am 19.9.2020