Bild vom 19.11.2022

Bild November 2022

Wir bleiben beim Thema der letzten Monate. Wiederum besteht das Bild aus einem Kreis, der im Kern rosa gefärbt ist. Umschlossen wird das Zentrum von grünen Reifen. Wir wissen bereits: die dargestellte Person lebt aus ihrer Mitte heraus, aus ihrem Herzen.

Sie hat begriffen, dass es zentral ist, im täglichen Leben die Liebe umzusetzen. Dabei weiss sie, dass sie das Konzept der Liebe noch nicht in seiner ganzen Tiefe verstehen kann. Doch sie tut ihr Bestes, ihre Form der Liebe in den Alltag einzubringen. Dieser Aspekt lässt sich auch in den grünen Reifen erkennen. Diese zeigen, dass die Person gut geerdet ist und ihre Ideale in die Handlung umsetzt. Nun kommt aber ein neuer Faktor in das aktuelle Bild: die beiden blauen Kreise.

Jeder möchte von den anderen wahrgenommen werden

Zufälligerweise ergibt sich durch die Anordnung der Figuren auf dem Bild ein Effekt, der eigentlich nicht angestrebt wurde, der aber zum Thema passt, das angeschnitten werden soll: Es lassen sich zwei Augäpfel erkennen.

Und damit sind wir – wie gesagt – beim Thema: es ist ein tiefes menschliches Bedürfnis, von den Mitmenschen „richtig“ wahrgenommen zu werden. Was dieses „richtig“ bedeutet, ist wahrscheinlich individuell. Meistens geht es jedoch darum, dass man in seiner ganzen Tiefe gesehen werden möchte. Das ist aber mit einigen Stolpersteinen verbunden.

Alle Beteiligten können Teil des Problems sein

Um eine Person in ihrer gesamten Bandbreite zu erfassen, braucht es verschiedene Aspekte, die erfüllt werden müssen. Da wir zwei Beteiligte haben, handelt es sich bereits um eine recht komplexe Angelegenheit (schliesslich ist ein Mensch für sich allein genommen schon kompliziert genug).

Zum einen steht hier also ein Wesen (Person A), das sich erkannt sehen möchte. Gegenüber befindet sich der Mitspieler (Person B), nämlich der Betrachter. Von beiden müssen wir gewisse Eigenschaften in Erfahrung bringen, damit abschätzbar ist, wie gut die Erwartungen von Person A erfüllt werden können. Beginnen wir mit Person A:

  • Wie offen und zugänglich wirkt sie auf andere Leute?
  • Versteckt sie Anteile von sich hinter einer Schallmauer, welche auch sie selbst kaum durchdringen kann?
  • Wie weit ist sie in ihrer Seelenreife fortgeschritten und folglich ihrer selbst bewusst?

Von Person B sollten wir folgendes wissen:

  • Wie gut kennt Person B sich selbst?
  • Wie begabt ist sie bezüglich Einfühlsamkeit?
  • Wie weit ist sie in ihrer Seelenreife fortgeschritten und folglich ihrer selbst bewusst?

Probleme bei der Wahrnehmung einer anderen Person

Die obenstehenden Fragen lassen bereits vermuten, wo die Probleme liegen. Wie soll Person B ihr Gegenüber in seiner Tiefe wahrnehmen, wenn dieses total verschlossen ist und nichts von sich preisgibt? Manchmal erwarten wir von einem Partner, dass er unser Seelenbefinden spüren müsste. Wir sind der Ansicht, klare Signale zu senden und meinen, dass diese leicht zu deuten sind. Leider ist das meistens nicht der Fall. Wer also wahrgenommen werden will, muss sich auch zeigen und gegebenenfalls mittels Kommunikation verständlich machen.

Doch nun kommt eine weitere Herausforderung: wie soll mich eine Person verstehen, die gar nie gelernt hat, sich mit inneren Ebenen auseinanderzusetzen? Es reicht nicht, wenn sie das Potential dazu hätte, indem sie z.B. feinfühlig ist. Sie muss dieses Potential auch entwickelt haben. In diesem Bereich geschehen häufig Fehler. Man spürt, dass der Partner theoretisch fähig wäre, auf einen einzugehen. Man weiss mit Sicherheit, dass er sensibel ist. Doch man muss sich auch die Frage stellen, ob er gelernt hat mit diesem Potential umzugehen. Wenn nein: was nützt dann die ganze Sensibilität? Dann hofft man leider vergeblich, dass es eines Tages doch noch funktioniert. Solange keine Bereitschaft da ist zu lernen, wird sich nichts bewegen.

Möglichkeiten und Grenzen der Wahrnehmung

Man muss sich im Klaren sein, dass ein Gegenüber nur so viel erkennen kann, wie sein eigener Erfahrungshintergrund zulässt. Was man nie selbst erfahren hat, ist einem nicht zugänglich.

Dazu kommt folgender Umstand: Beobachtungen und Gefühle lassen stets eine Menge Raum für Interpretationen übrig. Diese Interpretationen ergeben sich wiederum aus dem Erfahrungshintergrund der beobachtenden Person und sind sehr individuell. Dadurch können sie im schlechtesten Fall ziemlich neben der Realität liegen. Hier gibt es nur eines: klärende Gespräche, welche detailliert aufzeigen, worum es in Wirklichkeit geht.

Seelenalter

Ein weiterer Stolperstein sorgt für sehr viel Unverständnis: die Seelenreife. Es gibt jüngere und ältere Seelen, so wie es jüngere und ältere Menschen gibt. Das hat nichts mit einer Wertung zu tun. Alt ist nicht besser als jung, einfach schon erfahrener. Es gibt Fähigkeiten, welche einer jungen Seele noch nicht zugänglich sind. Das ist ganz normal. Wenn Person A zufälligerweise eine ältere Seele ist und ihr Gegenüber eine jüngere, kann dies für viel Unverständnis sorgen. Für Person A ist es mitunter unerklärlich, weshalb Person B gewisse Sachverhalte nicht sehen kann. Selbst wenn Person B für ihr „Alter“ reif ist, hat sie ihre Grenzen. Hier wäre es eigentlich die Aufgabe von Person A, dies zu erkennen und liebevoll zu akzeptieren.

Je weiter fortgeschritten eine Seele in ihrer Entwicklung ist, umso mehr wird sie Mühe damit haben, von anderen verstanden zu werden. Sie wird vielfach mit weniger erfahrenen Seelen in Kontakt kommen, welche das komplexe Innenleben der älteren Kollegin nicht nachvollziehen können. Das hat nichts damit zu tun, dass die Leute offensichtlich immer oberflächlicher werden. Es hat vielmehr damit zu tun, dass die reife Seele naturgemäss auf eine grosse Anzahl Seelen trifft, die noch nicht an diesem Punkt angelangt sind. Wenn man sich dessen bewusst ist, kann man sehr wohl mit diesen Seelen in eine Kommunikation treten, die bereichernd ist. Auch junge Seelen sind in der Lage, viel erfrischende Weisheit, Wärme und Liebe zu verströmen. Zudem macht es Spass, ihren Geschichten zuzuhören und ihnen auf ihrem Weg zu helfen.

Weshalb möchte man wahrgenommen werden

Warum ist es uns eigentlich so wichtig, dass wir in unserer ganzen Bandbreite wahrgenommen werden?

Dies hat vermutlich verschiedene Gründe, von denen ich eine Auswahl aufliste:

  • Gerade wenn es um tiefere Bereiche geht, sind wir in der Regel unserer selbst nicht so sicher. Somit ist es uns eine grosse Hilfe, wenn das Gegenüber uns dort wahrnimmt und uns in unserem Sosein bestätigt. Das gibt uns Selbstvertrauen.
  • Wir möchten nicht nur für unsere Äusserlichkeiten und unsere Leistung geschätzt werden, sondern auch oder vor allem für unsere tieferen Werte. Häufig gelingt es uns nicht, uns selbst in unserer ganzen Fülle Anerkennung zu zollen. Gerne delegieren wir dies nach aussen und erwarten, dass unser Gegenüber diese Leistung erbringt, die wir im Grund selbst abdecken müssten.
  • Es ist die ewige Suche nach dem Paradies. Wir möchten, dass das Gegenüber in uns eine Vollkommenheit entdeckt, von der wir selbst träumen, an die wir aber nicht wirklich glauben.

Das Bild

Das vorliegende Bild zeigt, wie wenig in den meisten Fällen von einer Person sichtbar ist. Der grösste Teil wird verdeckt und muss mittels Gespräch, Beobachtung und Einfühlungsvermögen erschlossen werden. Ob dies gelingt oder nicht, hängt von vielen verschiedenen Faktoren ab. Diese wurden oben hinreichend dargestellt.

Übung

Mach es dir bequem, sammle den Geist und nimm dir einen Moment Zeit. Betrachte dann das Bild und lass es auf dich wirken. Sei dir bewusst, dass nur der kleine helle Teil für die anderen sichtbar ist. Das meiste liegt im Verborgenen. Sei dir auch bewusst, dass du nicht von allen erwarten kannst, dass sie den dunklen Teil in dir erschliessen können. Also erwarte von deiner Umgebung nicht Verständnis, denn dann wirst du ewig enttäuscht und frustriert sein. Stattdessen fordere Respekt. Das ist das Mindeste, was wir füreinander tun können und sollten.

Stell dir nun vor, dass der helle Teil in deinem Herzchakra ist. Um die Übung zu vereinfachen, kannst du dir einfach nur Rosa vorstellen. Dieses Rosa strahlt nach aussen und ist für die anderen sichtbar. Sie sollten dadurch erkennen, dass du loyal bist und ein anständiges Leben führst. Weil du keine Erwartungen bezüglich Verständnis vom Gegenüber hast, kann dieses Rosa auch nicht verletzt werden, was sehr wohltuend ist. Spür, wie sich diese rosa Kugel im Herzen anfühlt und verweile eine Zeit lang darin.

Stell dir nun vor, dass sich dieses Rosa langsam ausdehnt und deinen Körper auszufüllen beginnt. Es soll dich und die anderen daran erinnern, dass du Respekt forderst und dich von niemandem zusammendrücken lässt. Diese Kraft von innen soll dich fortwährend stützen und schützen. Spür, wie das rosa Licht dich stärkt und dir erlaubt, einzufordern, was dir zusteht. Verankere dich mehr und mehr in diesem Wissen und Gefühl.

Wenn die Zeit für dich gekommen ist, lass das Rosa wieder zurück in dein Herzchakra fliessen. Anschliessend verabschiede dich, dann komm langsam wieder in die Realität zurück. Bedanke dich bei deinen geistigen Helfern und schliesse die Meditation ab.

Das nächste Bild erscheint am 17.12.2022