Bild vom 20.11.2021
Feuer kann etwas Wundervolles sein, aber auch etwas Furchtbares. Denken wir an die verheerenden Waldbrände, die in den trockenen und heissen Monaten in verschiedenen Regionen der Erde wüten, wird erkennbar, wie zerstörerisch dieses Element wirken kann. Wenn wir dasselbe Element aber in einer kontrollierten Form nutzen, erschaffen wir damit segensreiche Erzeugnisse. Der Unterschied besteht darin, ob wir die Kontrolle haben oder nicht.
Wie unschwer zu erraten ist, geht es diesen Monat um das Element Feuer. Die Kugel in der Mitte des Bildes weist deutlich auf das Thema hin. Auf dem Bild wirkt alles recht ruhig. Man könnte sich jedoch auch vorstellen, dass sich der Feuerball von innen her mit Energie auflädt und zu einem beliebigen Zeitpunkt platzt. Dann wäre es mit dem Frieden vorbei. Funken würden sprühen und der blaue Hintergrund, der alles schön zusammenzuhalten scheint, würde zerreissen. Dieses Szenario ist gar nicht so abwegig, denn die Ruhe des Bildes ist effektiv trügerisch. Dafür gibt es auch gute Gründe. Diese führe ich im Folgenden aus.
Das Dasein als Gewebe von Energien
Unser körperliches Dasein ist ein Gewebe aus verschiedenen Energien, die sich mehr und mehr verdichten. Gedanken sind weniger verdichtete Energien, Knochen sind stark verdichtete Energien. In der gedanklichen Welt gibt es Ängste, Freuden, Hoffnungen, Wut und anderes mehr. Auf Körperebene bestehen ebenfalls ganz unterschiedliche Strukturen: neben den Knochen gibt es beispielsweise Flüssigkeiten, Muskeln, das Lungengewebe und dergleichen. Damit all die unterschiedlichen Formen entstehen können, braucht es auch verschiedene Energien. So spricht man beispielsweise im alten indischen Modell von fünf Grundenergien, den Elementen Erde, Wasser, Feuer, Luft und Äther. Jedes Element hat eine andere Qualität und wirkt auf eine andere Art und Weise. Werden diese verschiedenen Elemente gemischt, entstehen unendlich viele Möglichkeiten von Strukturen, womit schlussendlich das Leben erschaffen werden kann. Flüssigkeiten im Körper haben z.B. einen hohen Anteil des Elementes Wasser, aber auch Anteile von anderen Elementen. Die Knochen haben sehr viel Erde. Das Feuer ist u.a. in der Verdauung zu finden (z.B. in Form von scharfen Verdauungssäften) und ist das Element der Augen, des Kopfes und von anderem mehr. Feuer verleiht uns zudem viel Lebensenergie, ist für unseren Frohsinn verantwortlich, sorgt für gute Laune, Freude und Optimismus. Wenn es allerdings entgleist, kann es z.B. Magenbrennen verursachen, aber auch Migräne. Auf emotionaler Ebene kann es uns zu wütenden Menschen machen, die aggressiv sind, andere verletzen und sich selbst nicht unter Kontrolle haben. Es kann aber auch in den Gegenpol schwappen: dann versinkt die entsprechende Person in der Depression. Das Feuer scheint in diesem Moment erloschen zu sein.
Das Element Feuer
Feuer ist ein anspruchsvolles Element, denn es drängt uns, aktiv zu sein. Es möchte auch gerne gesehen werden und Anerkennung bekommen. Das kann dich, liebe Leserin, lieber Leser, in ein Dilemma versetzen. Da du mit diesen Bildern arbeitest, bist du bestrebt, ein spirituelles Leben zu führen. Zu diesem Zweck suchst du vielleicht eher die Ruhe und den Rückzug, damit du deine Mitte sichern und vermehrt die innere Stimme hören kannst. Das ist auch völlig in Ordnung. Doch leider kannst du damit nicht dein Leben bestreiten. Also kommst du nicht darum herum, dich dem Alltag zu stellen. In der heutigen Zeit bedeutet dies leider oft ein temporeiches Leben mit viel Aktivität. Zudem wirst du es nicht vermeiden können, mit anderen Menschen in irgendeinem Kontakt zu stehen. Folglich musst du dich behaupten (es ist vermutlich nicht empfehlenswert immer nur zu allem ja zu sagen). Was immer du machst, was immer deine Aufgabe ist – es ist wichtig, dass du für dich selbst einstehst, um deinen Weg gehen zu können. Damit ist dein Feuer stark gefordert und es wäre vorteilhaft, wenn du damit gut umgehen kannst.
Dafür gibt es auch noch einen weiteren Grund: Weil du dich nicht in dein stilles Kämmerlein zurückziehen und von der Welt völlig isolieren kannst, wirst du wohl oder übel mit dem Geschehen rund um dich konfrontiert werden. Das sieht aber nicht immer so toll aus. Wie man so schön sagt: da kommt einem ab und zu die Galle hoch (Galle ist ein Produkt des Elementes Feuer). Die Ungerechtigkeiten, der Stumpfsinn, der Irrsinn und was sonst noch alles Begleiterscheinungen des menschlichen Treibens sind, sind unfassbar und macht dich wütend und teilweise auch aggressiv. Es juckt dich in den Fingern, den betreffenden Menschen, die für so viel Leid verantwortlich sind, die Faust in ………….(die Ausformulierung überlasse ich deiner Phantasie).
Der Alltag als Übungsfeld
Du erkennst: sobald wir uns mit weltlichen Aspekten befassen müssen, spielt das Element Feuer in vielerlei Hinsicht eine wichtige Rolle. Wie bereits gesagt brauchst du es, um dich im Alltag zu bewegen. Es ist wichtig, dass du klare Stellungen beziehst, dich mit viel Energie engagierst und gegebenenfalls auch mit Nachdruck für dich einstehst. Gleichzeitig musst du dein Feuer aber auch unter Kontrolle haben, wenn dich gewisse Umstände aufregen und du mit deinen Aggressionen zu kämpfen hast. Es wäre dann einfacher, lediglich zu Hause zu sitzen und zu meditieren. Aber zur Spiritualität gehört es auch, dass du das, was du theoretisch über das Leben lernst, wirklich erfährst. Das ist nur möglich, wenn du am Leben auch teilnimmst.
Wer es richtig macht, für den gibt es sowieso nicht zwei verschiedene Lebensbereiche: den spirituellen Teil mit Meditation und den weltlichen mit dem Alltag. Wer es richtig macht, der weiss, dass der weltliche Teil lediglich die Praxis bedeutet, das Studium des Lebens im lebendigen Alltag selbst. Dazu braucht es die Meditation, damit man sich im Trubel des Alltags nicht verliert, was sehr leicht geschehen kann. Gerade das Feuer ist ein sehr kräftiges Element. Es kann einen schnell aus der Mitte wegreissen, so dass man sich in der Gefühlswelt mit Anteilen von Wut, Depression und anderem verliert und nicht mehr herausfindet. Um dem vorzubeugen, muss man sich ständig neu verankern. Das Ziel ist es, eine Situation zu schaffen, wie sie auf dem Bild besteht: eine Feuerkugel, die in sich ruht und von einem blauen Himmel gehalten wird. Blau entspricht dem Intellekt, dem Wissen. Man muss also sein ganzes Wissen einsetzen, damit man sein Feuer kanalisieren lernt und es möglichst konstruktiv nutzt.
Die Übung in diesem Monat soll helfen, mit dem Feuer eine gute Situation zu schaffen.
Übung
Mach es dir bequem, sammle den Geist und nimm dir einen Moment Zeit. Betrachte dann das Bild und lass es auf dich wirken. Konzentriere dich nun auf die Feuerkugel und platziere sie in deinem Körper. Spür in dich hinein: wo muss sie sein? Im unteren Bauch? Beim Bauchnabel? Im Herzbereich? Im Kopfbereich? An einem anderen Ort? Lass die Kugel an der gewählten Stelle leuchten und spüre einfach, wie sich dein Körper damit anfühlt. Lass dann die Kugel langsam grösser werden. Wenn es schwierig ist, gib dir einfach ganz viel Zeit. Es kann nämlich sein, dass sich dieses Feurige etwas bedrohlich anfühlt, wenn es grösser wird. Spiel damit, indem du die Grösse nach Belieben variierst und dabei darauf achtest, dass du dich jederzeit wohl fühlst. Die Veränderung der Grösse soll jeweils sehr fliessend geschehen. Es soll keine Hüpfer bei der Ausdehnung geben. Wenn dies der Fall ist, kann es darauf hindeuten, dass dir das Mehr-Werden des Feuers grundsätzlich Mühe macht. Eine Verlangsamung der Bewegung hilft dann, allmählich die stolpernde in eine gleitende Bewegung zu führen, folglich diesen Stress aufzulösen und entsprechende Probleme auf der inneren Ebene zu heilen. Nach einigem Üben füllt die Kugel am Schluss vielleicht den ganzen Körper aus. Schliesse die Übung auf jeden Fall immer damit ab, dass die Kugel wieder die ursprüngliche Grösse hat, also handlich ist.
Nach einigen Meditationen kann es Sinn machen zu schauen, ob du ev. mit einer anderen Körperstelle als Ausgangspunkt arbeiten möchtest. Nimm dann die Unterschiede zur vorangehenden Übungsvariante wahr, ohne allzu viel zu interpretieren. Es kann Sinn machen, bei Einschränkungen an einer Körperstelle dort vermehrt zu üben. Sei kreativ und spiele mit den Elementen der Übung.
Am Schluss jeder Meditation bedanke dich bei deinen geistigen Helfern und schliesse die Meditation ab.
Das nächste Bild erscheint am 18.12.2021