Bild vom 21.08.2021

Bild August 2021

Hier scheint die Welt ein bisschen verkehrt zu sein: eine grüne Blüte schmiegt sich auf einen rosa Hintergrund. Das Bild wirkt durchaus hübsch, aber irgendwie ist es unlogisch: wir erwarten, dass die Blüte rosa ist. Entsprechend sollte der Hintergrund grün sein, weil er gemäss unserer Vorstellung das Blätterwerk wiedergibt. Doch nun betrachten wir den Sachverhalt einmal anders, und siehe da, die Farben machen plötzlich Sinn.

Stell dir vor, dass die grüne Blüte dich symbolisiert. Dies darfst du als Kompliment auffassen, denn du musst zugeben, du wirkst sehr vital und gesund. Das ist auch kein Wunder, denn du scheinst in einer sehr guten Beziehung zu diesem rosa Hintergrund zu stehen. Er ist auf jeden Fall ebenso klar und leuchtend wie du selbst. Es könnte auch ganz anders sein: das Grün könnte mit viel mehr Gelb und Braun durchwoben und das Rosa mit etlichen grauen Nebelschwaden überzogen sein. Dem ist hier nicht so. Möglicherweise erahnst du schon, für was die rosa Ringe stehen. Richtig: die schöpferische Kraft, diese immense Liebe, welche Ursprung allen Lebens ist. Du kannst sie z.B. Gott nennen.

Wir haben hier also die Darstellung eines Wesens, das in einem guten Einklang mit der göttlichen Ebene steht, folglich mit diesen schöpferischen Energien der Liebe verbunden ist und sich deshalb eines entsprechenden Wohlbefindens erfreut.

Wie wir unsere Lebenskraft schwächen

Wenn du ehrlich bist, gelingt es dir wohl nicht immer, diesem Bild voll und ganz zu gleichen. Es kostet dich vermutlich viel Mühe, immer wieder gelbe oder gar braune Stellen in deinem Blattwerk auszubügeln und darauf zu achten, dass sich nicht allzu viele Nebelschwaden vor die rosa Ringe drängen. Jeder Tag ist eine neue Herausforderung. Immer, wenn du glaubst, jetzt hast du es geschafft, treten neue Probleme in dein Leben. Es scheint endlos zu sein. Was sind die Gründe für diese Unannehmlichkeiten? Einige möchte ich hier auflisten:

  1. Trägheit: Wir haben furchtbar Mühe, liebe Gewohnheiten fallen zu lassen, auch wenn wir wissen, dass sie uns nicht dienlich sind. Sie geben uns ein Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit.
  2. Wünsche/Gier: Unsere Begehrlichkeiten sind endlos. Immer wieder sehen wir etwas, das wir zu benötigen meinen, damit wir uns befriedigt fühlen (Zuneigung, Action, Smart Phone, Job, Schokolade etc.). Wenn wir es nicht bekommen, werden wir frustriert, wütend, hadern mit dem Schicksal.
  3. Lebensaufgabe: a) und b) sind sehr einsichtig, wir kennen sie gut. Nun kommt aber ein komplizierter Faktor dazu, den ich ausführen muss, damit er verstanden werden kann. Deshalb widme ich ihm den ganzen folgenden Text.

 Zwei verschiedene Aufträge in uns: „das Wohl der Schöpfung“ und „die Stimme der Ahnen

Wenn wir sehr bewusst leben (was bei dir ziemlich sicher der Fall ist, sonst würdest du diesen Text wahrscheinlich gar nicht lesen), bemühen wir uns, „korrekt“ zu leben. Doch was bedeutet dies? Wenn wir uns an alten Weisheitsschriften wie der Bhagavad-Gita orientieren, geht es primär darum, weder sich selbst noch andere zu schädigen. Jede Person soll ein tragendes Mitglied einer Gesellschaft sein, folglich für die Allgemeinheit dienlich, so dass das Gesamte blühen kann. Daraus ergeben sich verschiedene Regeln, die es einzuhalten gilt. Das erscheint alles logisch und auf den ersten Blick absolut unproblematisch. Gemäss Bhagavad-Gita gibt es aber noch eine weitere Ebene zu berücksichtigen, nämlich diejenige der persönlichen Aufgabe. Jede Seele kommt mit einer bestimmten Prägung auf die Welt. Zudem möchte sie gewisse Ziele erreichen, u.a. ganz spezifische Lerneinheiten bewältigen. Dafür sind natürlich gewisse Lebensumstände günstiger bzw. ungünstig.
Ein Beispiel: Wenn mein Ziel darin besteht zu studieren, wie ich Kinder von Geburt an auf ihrem Lebensweg optimal unterstützen kann, ist es wahrscheinlich sinnvoll, eine Familie zu gründen. Anders sieht es aus, wenn ich mir vorgenommen habe, mich von weltlichem Getriebe zurückzuhalten und stattdessen meine Spiritualität auszubauen. In diesem Fall dürfte ich mich als Single oder mit einem ähnlich gesinnten Partner wohler fühlen als in einem Familienverband. Auch die berufliche Ausrichtung ist von Bedeutung und sollte der eigenen Prägung und den Zielen angepasst sein.

Die Stimme der Ahnen

Was so einfach tönt, kann plötzlich ziemlich kompliziert werden, weil wir in uns noch eine andere Stimme tragen, nämlich die Stimme unserer Ahnen. Auch hier bestehen Regeln und Aufträge, die wir erfüllen sollten. Sie sind nirgends aufgeschrieben, sondern werden durch die Tradition weitergegeben. Sie sind förmlich in die Zellen eingebrannt, als würden sie uns bei der Geburt mit einem heissen Stempel aufgeprägt. Sie machen uns beispielsweise klar, wie wir als Frau bzw. als Mann sein sollten und was unsere Aufgaben sind. Wer beispielsweise die Pflicht nicht erfüllt, zu heiraten und Kinder auf die Welt zu setzen, ist bereits ein bisschen merkwürdig. Wer sogar seine Ehe scheiden lässt, ist ein Versager. Innerhalb einzelner Familien können auch berufliche Wege bzw. gesellschaftliche Stellungen (man muss zumindest ein Studium abgeschlossen haben oder ähnliches) gegeben sein. Kommen die Eltern in ein gewisses Alter, wird erwartet, dass man für sie da ist und… und… und… Wenn man diesen Erwartungen nicht Rechnung trägt, fühlt sich das schlecht an. Man kann innerlich zwar in die Rebellion gehen und sich sagen, das ist veraltet. Man sucht dann seinen eigenen Weg, muss sich aber eingestehen, dass man in sich nicht in Frieden ist, sondern in der Rebellion. Andernfalls muss man sich mit einem schlechten Gewissen herumschlagen bzw. mit einem unterschwelligen Gefühl, irgendwie versagt zu haben. Wie auch immer man damit umgeht: es fühlt sich nicht gut an.

Der Konflikt zwischen unseren Stimmen

Jetzt kommt der Knackpunkt: Komme ich beispielsweise aus einer Familie, bei der es wichtig ist, selbst wiederum eine Familie zu gründen, mein Lebensplan aber den Rückzug aus dem Weltlichen vorsieht, habe ich ein Problem. Gründe ich eine Familie, werde ich mich ständig unwohl fühlen, weil es mit meinem inneren Gefühl für meinen Lebensplan nicht übereinstimmt. Lebe ich als Single, leide ich unter Versagensgefühlen. Offensichtlich bin ich nicht fähig, eine Beziehung einzugehen und eine Familie zu gründen. Dass es einfach nicht meine Bestimmung ist und ich deshalb keinem Mann über den Weg laufe, der für mich stimmig ist, blende ich in meiner „Selbstzerfleischung“ aus. Ich kann also machen, was ich will, der Konflikt ist vorprogrammiert. Weil die Ebene der Ahnen greifbarer ist, besteht die Gefahr, dass ich mich von diesen Stimmen sehr viel mehr bedrängen und damit meine grünen Blätter und die Beziehung zur göttlichen Ebene belasten lasse. Es ist nicht einfach, meiner inneren Berufung treu zu bleiben. Wenn ich Pech habe, spüre ich sie nicht einmal richtig und kann mich dem entsprechend schlecht nach ihr ausrichten. Dasselbe gilt auch für das folgende Szenario:

Ein Beispiel

Gemäss der Ahnenüberlieferung ist es in unserer Familie üblich, dass Leistung wichtig ist (in frühen Zeiten hing das Überleben einer ganzen Sippe davon ab, ob man genügend schuftete oder nicht). Je mehr ich leistete, umso wertvoller fühlte ich mich. Irgendwann musste ich erkennen, dass mir meine Kräfte einen Strich durch die Rechnung machten. Das Gebot, so zu leben, dass ich mich nicht schädige, war für mich eher Theorie als lebbare Praxis. Folglich spürte ich auch nicht, wo ich eine Grenze setzen musste. Mein Blattwerk war wohl mit ziemlich vielen gelben und braunen Flecken durchsetzt, über dem Rosa lagen unzählige Nebelschwaden. Erst heute, mit 60 Jahren, höre ich die Stimme, die mir den Weg zu einer Balance zwischen Arbeit und Ruhen weist. Aber zeitweise war es unendlich schwer, mir neue Freiräume zu schaffen. Obschon ich merkte, dass es genau richtig wäre, war es beinahe wie ein innerer Zwang, mir dennoch Arbeit aufzuhalsen. Ich musste sehr streng und hart mit mir sein, musste grosses Unbehagen ertragen, bis ich mich an das Neue gewöhnte und zu guter Letzt feststellte, dass es sich im Grunde genommen genau richtig anfühlte. Die Stimme der Ahnen hat eine unheimliche Kraft. Sie schon nur zu enttarnen ist eine Leistung. Ein weiterer Kraftakt ist dann der Sieg über diese inneren „Befehle“. Ein Leben zu führen, bei dem man weder sich noch andere schädigt, tönt sehr einfach. Aber wenn man diesen Grundsatz bis in alle Details hinein durchdenkt, wird es teilweise ziemlich kompliziert. Manchmal muss man sehr lange nachdenken, bis man für eine Situation die richtige Antwort findet.

Arbeit mit dem Bild

Du siehst, das grüne Blattwerk zu pflegen ist kein einfacher Sonntagsspaziergang. Es ist richtig harte Arbeit. Aber nur, wenn du diesen Kraftakt meisterst, besteht die Chance, dass irgendwann einmal farbige Blüten spriessen. Dann kann sich nämlich deine in dir schlummernde Kreativität entfalten. Das bedeutet, dass du einfach dich selbst in deiner ganzen Farbigkeit leben kannst und voller Freude deine Aufgabe erfüllst, die du dir für dieses Leben vorgenommen hast. Doch vorerst gilt es – wie gesagt – dieses Blätterwerk zu pflege. Die untenstehende Übung soll dir dabei helfen.

Übung

Schritt 1: Mach es dir bequem, sammle den Geist und nimm dir einen Moment Zeit. Betrachte dann das Bild und lass es auf dich wirken. Konzentriere dich nun auf die grünen Blätter. Verinnerliche sie und stell dir vor, dass sie in deinem Herzchakra sind. Spüre gut, wie sich das anfühlt. Vergegenwärtige dir, dass das Grün genährt werden muss und geh zu Schritt 2.

Schritt 2: Überlege dir, wo das Göttliche, Nährende für dich ist: wo im Körper möchtest du das Rosa ansiedeln, das deine grüne Blüte nährt? Es kann im Herzen unter dem Grün oder rund um das Grün herum sein. Es kann den Brustraum, den Oberkörper oder den ganzen Körper ausfüllen oder anderes. Spüre nun gut, wie sich das Rosa an diesem Ort anfühlt. Dann geh weiter zu Schritt 3.

Schritt 3: Verbinde dich mit deiner grünen Blüte. Verweile dort und stelle nun den Kontakt zum Rosa her. Bitte darum, dass das Rosa deine Blüte nährt. Schau dann, was passiert und lass es geschehen. Vielleicht geschieht beim ersten Mal nicht viel. Das macht nichts. Du hast noch viel Zeit zum Üben. Erzwinge nichts, sondern richte einfach deinen Fokus täglich auf deine innere Einrichtung und arbeite damit. Sei dabei auch kreativ und lass dich von deiner inneren Stimme leiten. Wenn du keine Farben siehst, musst du die Farben lediglich denken, es funktioniert auch so perfekt.

Am Schluss jeder Meditation bedanke dich bei deinen geistigen Helfern und schliesse die Meditation ab.

Das nächste Bild erscheint am 18.9.2021