Grenzüberschreitungen

Wie der Name der Mappe schon verrät, wird dieses Arbeitsinstrument eingesetzt, wenn du in deinem Leben grenzüberschreitende Situationen erlebt hast. Zusätzlich dient sie als Basis für die Arbeit mit den beiden Mappen „Opfer von Gewalt“ und „Opfer sexueller Übergriffe“. Beide Mappen sollten nicht ohne diese Vorbereitung in Angriff genommen werden, da der gesamte Organismus sonst überfordert und damit die Wirksamkeit eingeschränkt wäre.

Einführende Gedanken

Hast du dir schon einmal überlegt, ob andere Personen die grüne Farbe genau gleich wahrnehmen wie du? Vielleicht sehen sie diese ja so, wie du die gelbe Farbe siehst. Aber sie haben gelernt, sie „grün“ zu nennen. Im Prinzip kannst du nicht wissen, wie es im Kopf deines Gegenübers aussieht, wie er oder sie die Welt wahrnimmt, welche Gedankengänge er oder sie genau macht, wie sich seine bzw. ihre Gefühle in Wirklichkeit anfühlen. Du kannst nur von deinem Erleben auf die andere Person schliessen und davon ausgehen, dass es bei ihr gleich oder zumindest ähnlich aussieht. Ganz falsch liegst du wahrscheinlich nicht. Weshalb dem so ist, werde ich im nächsten Abschnitt erklären.

Entwicklung und Sozialisierung des Kindes

Wenn ein Säugling auf die Welt kommt, ist seine Wahrnehmung erst teilweise ausgebildet. Das bedeutet, dass er nur schwarz-weiss und verschwommen sieht. Zudem ist seine Motorik noch sehr unkoordiniert. Arme und Beine rudern in der Luft herum. Eine gezielte Bewegung ist nicht möglich. Noch viel weniger kann die visuelle Wahrnehmung mit der Motorik kombiniert werden. Das bedeutet: das Baby kann in den ersten Wochen nicht einen Gegenstand mit den Augen fixieren und dann gezielt mit den Händen ergreifen. All dies sind Fähigkeiten, die erst aufgebaut werden müssen. Später lernt es, verschiedene Objekte zu unterscheiden, erfasst ihre Funktion und erarbeitet sich die motorischen Fähigkeiten, etliche Aktionen auszuführen. Es greift beispielsweise nach Gegenständen, wirft sie herum, schlägt mit ihnen auf den Boden und anderes mehr. Bald wird es geschickter und bearbeitet dann seine Spielsachen differenzierter.

Daneben erwirbt das Kind langsam die Sprache. Nachdem es anfänglich unzählige Lautmalereien von sich gibt, gleichen sich diese immer mehr der Muttersprache an. Es begreift, dass einzelne Laute ganz bestimmte Personen, Gegenstände, Zustände, Gefühle und anderes bezeichnen.

Parallel zum Wissensaufbau gesellt sich eine weitere Entwicklung: die Sozialisierung, bei der u.a. die emotionale Entwicklung eine wesentliche Rolle spielt. Hier lernt das Kind, mit Beziehungen umzugehen, was für den Aufbau der eigenen Persönlichkeit von grosser Bedeutung ist. Zusätzlich muss es sich in eine Kultur einfinden, in der es Teil von Gemeinschaften ist (Familie, Spielgruppe, Kindergarten, Schule). Überall gibt es eine Vielzahl von Traditionen und Regeln, die es zu beachten gilt.

Durch die obenstehenden Ausführungen wird sichtbar, dass das Kind schon gleich ab der Geburt damit beschäftigt ist, sich an die Eigenheiten der Welt anzupassen. Wo bleibt nun aber der Raum für eine gewisse Individualität?

Die Prägung des Kindes

Wie bereits gesagt, ist der Säugling bei seiner Geburt ein völlig hilfloses Wesen. Ihm bleiben eigentlich nur die Reflexe (primär der Saugreflex), die ihm helfen zu überleben. Der Rest ist abhängig von der Fürsorge der Bezugspersonen. Und dennoch bringt das kleine Wesen schon einiges mit sich, das sich aber noch nicht alles manifestiert hat: zum einen sind es genetisch bedingte Anlagen, zum anderen seelische Prägungen. Bei beiden kann es sich um problematische Voraussetzungen handeln, aber ebenso um segensreiche, wie stabile gesundheitliche Verhältnisse, vorteilhafte körperliche Gegebenheiten (z.B. bezüglich Grösse und Aussehen), Begabungen in unterschiedlichsten Bereichen und anderes. Eltern mit mehreren Kindern wissen: obschon sie ihre Babys in ähnliche Umstände hineingeboren haben, unterschieden sich die kleinen Geschöpfe bereits von Anfang an erheblich voneinander. Dafür kann man nicht alleine die Schwangerschaft und die Geburt verantwortlich machen. Hier dürften vielmehr unterschiedliche Lebensstrategien aufgrund der unterschiedlichen Anlagen der Kinder eine Rolle spielen. Obschon die Kinder als Säuglinge möglicherweise alle im gleichen Kinderbettchen liegen und die gleichen Rasseln über ihnen hängen, nehmen sie ihre Umgebung wahrscheinlich in ihrer je ganz eigenen Form wahr und gehen individuell mit ihr um. Kurz: die Welten der Geschwister sind nicht gleich. Dennoch lernen alle, dass dieses Ding am Bettchen Rassel heisst und nur dann tönt, wenn man es bewegt.

Doch wesentlich für alle die kleinen Geschöpfe ist folgendes: Befindet sich das heranwachsende Wesen in einer Situation, die für seine Entwicklung optimal ist? Das bedingt unter anderem einen intakten Raum. Was dies bedeutet, soll in der Folge geklärt werden.

Der intakte Raum des Kindes

Wenn während der Schwangerschaft und der Geburt alles einigermassen gut verläuft und die Bezugspersonen das kleine Seelenwesen in ihre Gemeinschaft aufnehmen, bereichert eine weitere Persönlichkeit die Familie. Wie bereits oben ausgeführt: Auch wenn das Kind am Anfang noch total hilflos erscheint, bedeutet dies nicht, dass hier ein völlig „unbeschriebenes Blatt“ gelandet ist, das nun geprägt werden muss, und zwar ganz von Null auf. Es gilt zu bedenken, dass dieses Wesen bereits Tendenzen mitbringt, wie es sich die Welt aneignen möchte. Diese sind vielleicht nicht in jeder Hinsicht so, wie es sich die Bezugspersonen wünschen, aber sie dürfen nicht einfach weggewischt werden. Schon früh gilt es zu verhandeln und Grenzen zu setzen: Was ist möglich und was geht nicht. Ein Baum ist nun einfach mal ein Baum, auch wenn ihn das Kind lieber Kuh nennen würde. Zudem ist die Nacht nicht zum Spielen gedacht, selbst wenn dies dem Kind mehr behagt als zu schlafen. Eine Schere kann es erst alleine bedienen, wenn es sich auch der Gefahren bewusst ist, usw. Daneben gibt es aber viel Spielraum für eigenes Forschen und Erfahren – sofern man dem Kind diesen Raum zugesteht. Und da ein gesundes Kind in der Regel neugierig und wissbegierig ist, wird es den gegebenen Raum nutzen und so die Welt in spielerischer Art und Weise verstehen lernen. Mit den richtigen Grenzen, die ihm in verständlicher Form vermittelt werden, entwickelt es sich allmählich zu einer verantwortungsvollen Person.

Was passiert nun aber, wenn diese Entwicklung gestört wird? In der Folge sollen drei Aspekte betrachtet werden:

  • Wie kann der Raum zerstört werden, der es einem Kind erlaubt, seine Persönlichkeit ungestört zu entwickeln?
  • Was passiert, wenn dieser Raum zerstört wurde? Wie entwickelt sich ein solches Kind?
  • Was soll mit der vorliegenden Arbeits-Mappe erreicht werden?

Wie der Raum des Kindes zerstört werden kann

Wer bereits mit den Mappen zu den Geburts- und Kindheitstraumen gearbeitet hat, weiss, dass es viele Möglichkeiten gibt, wie die Welt eines Säuglings oder eines (Klein-)Kindes gestört werden kann. Im Prinzip zerstört jedes Trauma den intakten Raum eines Geschöpfs. Doch daneben gibt es Gegebenheiten, die nicht unbedingt als Trauma eingestuft werden können, die aber sehr wohl den Raum eines Wesens verletzen. Im Folgenden möchte ich verschiedene Umstände auflisten, die teilweise in den Bereich „Trauma“ eingeordnet werden könnten. Diese Liste ist sicher nicht vollständig. Sie gibt aber eine Idee davon, worum es geht und erlaubt dir, liebe Leserin, lieber Leser, eigene Erlebnisse korrekt einzuordnen.

  • Sehr ängstliche Bezugspersonen, welche überall Gefahren sehen und folglich dem Kind ständig den Raum beschneiden, in dem es sich bewegen darf. Sie lehren es so indirekt, dass die Welt gefährlich und es selbst zu schwach ist, um darin ohne weiteres bestehen zu können. Sie beschneiden ihr Kind somit in der Entwicklung eines gesunden kraftvollen Selbstbildes.
  • Bezugspersonen, welche ihre eigenen Ideen, Wünsche, Vorstellungen etc. auf das Kind projizieren. Sie wissen jeweils, was für ihr Kind das Beste ist, ohne dass sie das Wesen des Kindes wirklich spüren. Sie haben möglicherweise auch schon eine gewisse Vorstellung davon, welchen Weg es einschlagen sollte, weil sie sicher sind, dass dieser für das Kind richtig ist. Sie können sich nicht vorstellen, dass ihr Kind sich anders fühlen könnte als so, wie sie es von sich selbst kennen. Fühlt sich ihr Sprössling von etwas angezogen, das ihnen fremd ist, behagt ihnen das in der Regel gar nicht. Indem sie das kleine Kind vorwiegend in denjenigen Ausdrucksformen bestärken, die zu ihrem eigenen Bild des Kindes passen, beschneiden sie ungewollt die Seele des kleinen Wesens. Es wird nicht darin unterstützt, seine eigene Persönlichkeit zu entwickeln. Diese bekommt keinen Raum, da sie die Entwicklung zum Idealbild stört. So lernt das Kind, eine Rolle zu leben, die ihm nicht wirklich entspricht. Seine effektiven Bedürfnisse, Neigungen etc. bleiben auf der Strecke.
  • Verbale Gewalt im Sinn von ständiger Herabsetzung oder Bedrohung. Wenn man dem Kind immerzu an den Kopf wirft, dass es nichts kann, ein Nichtsnutz ist, nur Blödsinn im Kopf hat, das schwarze Schaf in der Familie ist, zu viel isst und zu dick ist sowie andere unschöne Bemerkungen, frisst sich dies tief in die Seele ein. Es verletzt das Gesetz des Respektes, den wir haben müssen, damit wir den Raum des Gegenübers intakt lassen. Genauso wenig ist es tolerabel, Kindern zu drohen, man gebe sie bald in ein Heim, stecke sie in den Keller, schicke sie ohne Essen ins Zimmer (leider alles bei meiner Arbeit erlebte Begebenheiten) und anderes mehr. Man missbraucht das Vertrauen sowie die Abhängigkeit des noch Minderjährigen und verletzt den intakten Raum eines kleinen Seelenwesens.
  • Körperliche Gewalt wie Schläge und Ohrfeigen.
  • Sexuelle Übergriffe. Dabei kann es sich um scheinbar recht harmlose Dinge handeln wie einen sehr feuchten schmierigen Kuss, der sich eklig anfühlt, schlüpfrige Bemerkungen mit dem entsprechenden Blick, unsittliche Berührungen und anderes mehr. Wichtig ist dabei, dass das Kind das Gefühl bekommt, dass hier etwas geschieht, das es als eklig, angsterregend, abstossend oder ähnlich empfindet und von dem es ahnt, dass es eigentlich nicht richtig ist.

Die Folgen des zerstörten Raumes für das Kind

Ein menschliches Wesen ist vielschichtig und komplex. Wenn ein Teil aus irgendwelchen Gründen verletzt wird, bedeutet dies nicht, dass nun die ganze Person einen Schaden davon trägt. Je nach Schweregrad und Art der Verletzung kann es gut sein, dass das Wesen etwas daraus lernt und gereift aus der Situation hervorgeht. Das Leben mit seinen vielfältigen Einwirkungen kann wie ein kräftiges Schmirgelpapier verstanden werden, das die Unebenheiten eines Diamanten abschleift. Stellen wir uns den unangenehmen Gegebenheiten, die unser Dasein belasten, werden wir im günstigen Fall eines Tages wie ein wunderschöner Diamant erstrahlen. Durch unsere Erfahrungen haben wir Wissen und Weisheit aufgebaut.

Sind die Einwirkungen auf ein Wesen aber so, dass ein konstruktiver Umgang damit nicht möglich ist, kann auch keine erfolgreiche Entwicklung stattfinden. Hier wird eine Form von Ganzheit zerbrochen. Der Diamant wird nicht geschliffen, sondern gespalten. Das Wesen wird zu einer Ausdrucksform gezwungen, die ihm nicht entspricht. Diejenigen Ausdrucksformen, die sich eigentlich manifestieren möchten, sind blockiert.

Wird durch eine Grenzverletzung der intakte Raum zerstört und geht somit die Ganzheit einer Person verloren, ist deren Ausdruck in irgendeiner Form unecht. Sie wird wahrscheinlich spüren, dass sie nicht sich selbst sein kann, dass sie zu ihrem wirklichen Potential keinen Zugang findet, dass sie blockiert ist und anderes mehr. Welcher Teil des zersplitterten Ganzen sich ausdrückt, ist unterschiedlich.

  • Manche Menschen sind sehr angepasst, denn sie haben gelernt, dass sie nur dann geliebt werden bzw. ungeschoren davonkommen.
  • Andere sind aggressiv, denn sie sind dauernd auf Abwehr. Ihnen sitzt die Angst im Nacken, dass jemand erneut ihre Grenzen missachten könnte, und das ist für sie traumatisch.
  • Manche haben ihre Gefühlswelt auf Eis gelegt, weil der Übergriff so sehr die emotionale Ebene verletzte, dass sie diese zum Schutz unter einen dicken Panzer verbannen mussten. Sie wirken verschlossen und/oder steif bzw. kalt.
  • Gewisse Kinder sind hyperaktiv, denn sie befinden sich nicht mehr wirklich in ihrem Körper. Sie sind aufgrund einer Grenzerfahrung, die überwältigend war, energetisch aus dem Körper ausgetreten. Ihnen fehlt nun jegliche Erdung. Somit sind sie leicht ablenkbar und fahrig, können sich schlecht konzentrieren und anderes mehr. Symptome eines ADHS können folglich auch auf ein frühes Trauma hinweisen.

Die Liste ist nicht abschliessend. Sie gibt nur eine Idee, was alles passieren kann. Auf jeden Fall ist die gesunde Entwicklung des Kindes gestört. Wichtig ist noch folgender Hinweis: wie oben erwähnt, drückt sich nur ein Teil der gespaltenen Ganzheit aus, nicht aber andere Teile. Diese liegen inaktiv im Untergrund, oft im Unterbewusstsein. Gerade bei angepassten Menschen finde ich sehr häufig Unmengen von aufgestauter Aggression und/oder Wut, welche sie selbst nur teilweise oder gar nicht wahrnehmen. Sie haben das Abgespaltene fein säuberlich verdrängt, weil sie keinen Weg gefunden haben, damit umzugehen. Für die Heilung einer solchen Spaltung ist es notwendig, dass die abgespaltenen Teile mit einbezogen werden, auch wenn sie am Anfang einer entsprechenden therapeutischen Arbeit noch nicht bekannt sind.

Nach den obenstehenden Ausführungen interessiert es dich natürlich, liebe Leserin, lieber Leser, wie du mit dieser Mappe an deiner Übergriffs-Problematik arbeiten kannst, was dich dabei erwartet und wie du damit umgehen sollst. In der Folge gehe ich auf diese Fragen ein.

Die Arbeit mit dieser Arbeitsmappe

Die Bilder dieser Arbeitsmappe wirken tief in unterbewusste Schichten hinein. Man muss sich vorstellen, dass vor dem Bruch im Leben ein intakter Raum bestand. Der Zugang zu diesem gesunden Zustand ist nun aber verschüttet. Durch die Arbeit mit den Bildern wird er langsam wieder hergestellt. Dabei können unterschiedliche Gefühle, Erinnerungen und anderes aktiviert werden. Doch meistens bleiben diese Reaktionen in einem Bereich, der leicht zu bewältigen ist. In Ausnahmefällen können die Reaktionen heftiger ausfallen. Im Kapitel „Umgang mit Hindernissen und Problemen“ wird beschrieben, wie du in einem solchen Fall arbeiten kannst. Möglicherweise macht es auch Sinn, dich therapeutisch begleiten zu lassen.

Wichtig ist folgender Hinweis: Wenn sich die Probleme, welche durch Übergriffe erzeugt wurden, zu lösen beginnen, du dich aber nicht wirklich besser fühlst, bedenke folgendes:

Versäumte Entwicklung

Als der Übergriff geschah, wurde deine gesunde Entwicklung unterbrochen. Nun stehst du da mit einem Persönlichkeitsprofil, in dem einzelne deiner Anteile dem Entwicklungsstand eines kleinen Kindes entsprechen. Aus diesem Grund konntest du dich möglicherweise noch nicht vollständig von deinen Eltern ablösen, was sich in deinen Beziehungen niederschlägt. Du stehst jetzt also vor einer grossen Baustelle. Folglich brauchst du in erster Linie Zeit und Raum, dich endlich entwickeln zu dürfen, und zwar in deinem Tempo und zu deinen Bedingungen. Diese musst du für dich klären und gegebenenfalls anderen kommunizieren. Das Lösen deines grossen Lebensthemas Übergriff vereinfacht dein Leben auf den ersten Blick zwar nicht, aber es stellt sicher, dass du endlich einen Weg gehen kannst, bei dem du schliesslich deine Erfüllung findest.

Versteckte andere Themen

Es kann sein, dass hinter dem Thema Übergriff auf einer tieferen Eben noch ein anderes Thema schlummert, das dich belastet. Es war bis jetzt nur nicht sichtbar. Oft begegnet mir die Situation, dass ich mit einer Person eine Mappe durcharbeite und erst dadurch die Möglichkeit erhalte, ein viel grösseres, aber bisher vehement verdrängtes Thema ins Blickfeld zu bekommen. Durch die Arbeit mit den Bildern wurde die Person bereit, das Trauma anzuschauen, das sie so lange Zeit im Untergrund gehortet und weggesperrt hatte. In der Regel kommt dann recht schnell eine grosse Entspannung in Gang. Hier ist therapeutische Unterstützung oft sinnvoll.

Die praktische Arbeit mit dieser Mappe

Wie schon bei den anderen Mappen ist es wichtig, dass du dir die nötige Zeit für die Arbeit mit den Bildern nimmst. Auch wenn du das Gefühl hast, du könntest schneller vorwärts machen, musst du dir im Klaren sein, dass es tiefe Schichten in uns gibt, die viel Zeit brauchen, um sich neu auszurichten. Wenn du also willst, dass gründlich aufgeräumt wird, dann ist es vorteilhaft, wenn du dich an die Anleitung im folgenden Kapitel hältst.

Was es ebenfalls abzuschätzen gilt: wäre vorher die Arbeit mit der Mappe „Geburtstrauma“ sinnvoll? In der Regel ist der Start in die irdische Existenz mit Stress verbunden. Wenn man in einem ersten Schritt diesen bearbeitet, sind die Voraussetzungen für einen Erfolg mit der vorliegenden Mappe mit Sicherheit besser. Bei grossen Belastungen in der frühen Kindheit würde ich empfehlen, zusätzlich die Mappen „Trauma im Alter von 0-2 Jahren“ und „Trauma im Alter von 2-6 Jahren“ durchzuarbeiten. Dies mag zwar etwas aufwändig erscheinen, dafür ist aber ein Prozess sichergestellt, bei dem du eine tiefgreifende Transformation durchlaufen kannst.

Wie bereits klar geworden ist, geht es bei dieser Arbeit nicht nur um das Lösen von Problemen, sondern auch um Entwicklung, und diese braucht Zeit. Du kannst die Entwicklung nicht beliebig vorantreiben, sonst entsteht nur Stress, der sich hinderlich auswirkt. Nimm dir ein gesundes Kind als Vorbild: es spielt einfach. Nach Lust und Laune wechselt es seine Vorlieben. Diese werden gesteuert durch seine innere „Entwicklungs-Uhr“: je nach Bereich, der entwickelt werden will, hat es Lust auf das eine oder andere Spiel(-zeug). Es stellt sich dabei nicht die Frage, warum es heute Lust auf Lego hat und ob es diese Entwicklung nicht optimieren könnte, wenn es stattdessen mit einem Baukasten von Fischertechnik spielen würde. In seiner Unbeschwertheit findet es ein optimales Gleichgewicht in der Entwicklung all seiner Persönlichkeitsanteile und wird so – bei günstigen Bedingungen – seine Fähigkeiten bestmöglich entfalten.

Also lass dir Zeit mit den Bildern und erfreue dich daran, wenn sich in deinem Leben gewisse Gegebenheiten zu bewegen beginnen.

Wie funktioniert die Arbeit mit dieser Mappe?

Die vorliegende Mappe funktioniert gleich wie diejenigen, die du schon durchgearbeitet hast. Wiederum stehen dir 10 Bilder zur Verfügung, wobei auch hier Bild Nummer 1 dazu dient, Ressourcen aufzubauen. Deshalb wird es zusätzlich während der Arbeit eingesetzt, wenn es allzu turbulent wird (s. Kapitel „Umgang mit Hindernissen und Problemen“). Zur Sicherheit folgt noch einmal die gesamte Anleitung.

Klicke auf jedes Bild, um es auf deinen Computer herunterzuladen.

Anleitung zur praktischen Arbeit

In der Praxis hat sich folgendes Vorgehen als sinnvoll erwiesen:

  1. Beginne mit Bild 1. Arbeite in der Folge mit diesem Bild 5 Tage lang.
  2. Betrachte dabei das Bild jeden Tag 1x während 3-5 Minuten. Lass das Bild einfach auf dich wirken. Du musst dabei nichts Spezielles tun. Nach dieser Zeit leg das Bild zur Seite und wiederhole die Übung am nächsten Tag.
  3. Wenn es dir nach den 5 Tagen gut geht, nimmst du Bild 2 und fährst mit der Arbeit im gleichen Stil fort: 5 Tage lang, täglich 3-5 Minuten.
  4. Fahre mit der Arbeit im gleichen Stil weiter, bis du alle 10 Bilder bearbeitet hast. Bei Problemen lies unten und entscheide, wie du weiterfahren möchtest.

Umgang mit Hindernissen und Problemen

Die Bilder berühren tiefe Seelenebenen und bringen damit einiges in Bewegung. Manchmal wird es einem zu viel und man muss den Prozess verlangsamen. Du hast folgende Möglichkeiten:

  • Wenn du merkst, dass das Betrachten der Bilder bereits zu viel für dich ist, kannst du die Bilder auch einfach an einen Ort legen/hängen, an dem du sie häufig siehst. Wechsle sie dann ganz normal nach 5 Tagen aus. Bei einem zweiten Durchgang der Serie kannst du sie vielleicht aktiv betrachten.
  • Wenn du bei einem Bild plötzlich eine starke Reaktion verspürst (Angst, Wut, Aggression oder anderes), leg/häng es an einen Ort, an dem du es häufig siehst. Nimm nun Bild 1 und arbeite so lange mit Bild 1, bis du dich wieder ruhig und ausgeglichen fühlst. Anschliessend nimm die Arbeit mit dem Pro­blembild wieder auf. Wenn du dich dabei nicht gut fühlst, dann überspringe dieses Bild und gehe zum nächsten weiter. Bei einem wiederholten Durcharbeiten der Bilder sieht es vermutlich bereits besser aus.
  • Wenn Probleme auftauchen, bei denen du nicht weisst, wie du damit umgehen sollst, kannst du mich kontaktieren (Kontaktdaten siehe Seite 4).

Wenn du mit der ganzen Bilderfolge fertig bist, ist es empfehlenswert, den Zyklus noch ein- bis zweimal zu wiederholen. Damit wird die begonnene Entwicklung vertieft, womit sich immer mehr gesunde Strukturen in deinem Leben durchsetzen können. Dies begünstigt das Erreichen von Zielen, die du möglicherweise in verschiedenen Lebensbereichen anstrebst. Das betrifft Ziele von praktischer, aber auch von spiritueller Natur.

Alternative

Nach einem Durchgang dieser Mappe fährst du weiter mit der Mappe Opfer von Gewalt“ oder mit der Mappe „Opfer sexueller Übergriffe“.