Bild vom 16.11.2019

Im vorliegenden Bild dominiert die Farbe Blau, die Farbe des Wissens. Bereits beim letzten Bild wurde hervorgehoben, wie wichtig Wissen ist. Dabei meine ich nicht universitäres Wissen, sondern das Wissen über die Lebenszusammenhänge, wie sie u.a. in der Bhagavad Gita beschrieben werden. Wenn uns klar ist, wie Leben funktioniert, begreifen wir auch, warum wir so sind, wie wir eben sind. Das schafft die Möglichkeit, Veränderungen zu erwirken.

Doch Wissen ist ein zweischneidiges Schwert. Dies wird im Bild dadurch sichtbar, dass der blaue Teil von einer Art Sonne durchbrochen wird. Diese Sonne ist sehr hell, wirkt aber auch kalt. Wie in einem Ausmalbuch könnte man nun die Farbstifte nehmen und dieser Sonne eine Tönung verleihen, damit das ganze Bild ein bisschen freundlicher erscheint. Aber vielleicht ist es besser, wir machen uns Gedanken darüber, welche Faktoren die Farbe dieser Sonne von sich aus beeinflussen und somit weicher machen könnten. In der Folge einige Gedanken dazu.

In der modernen Welt findet ein heftiger Kampf um den Wert von neuem Wissen statt. Immer mehr Möglichkeiten eröffnen sich uns im technischen und in anderen Bereichen und stellen uns vor die Frage, wie nützlich bzw. notwendig oder vielleicht gar verderblich und schädlich sich die neuen Errungenschaften auswirken. Unter anderem setzen wir Ethik-Kommissionen ein, um solche Fragen zu klären und gegebenenfalls Verbote für gewisse Praktiken auszusprechen. Wir haben folglich erkannt, dass Wissen nicht immer nur positiv ist. Man kann es als ein Instrument wie z.B. ein scharfes Messer betrachten. Dieses kann man benützen, um in der Küche Nahrungsmittel zu zerkleinern oder im Spital kranke Personen zu operieren. Man kann aber auch Menschen damit verletzen oder gar umbringen. Es obliegt also der Weisheit des Benutzers, welche Spuren die «Errungenschaft Messer» auf dieser Welt hinterlässt.

Erst gerade las ich in der Zeitung, dass es Versuche gibt, Menschen mit Tieren zu kreuzen. In besagtem Fall bedeutet dies, dass menschliche Gene in Tiere eingeschleust werden. Die Idee dahinter ist folgende: Indem schlussendlich Schweine mit menschlichen Genen „geimpft“ werden, sollen Organe entstehen, die für Transplantationen zur Verfügung stünden. Also medizinischer Fortschritt um jeden Preis. Mir stellt sich allerdings die ketzerische Frage: warum dürfen wir eigentlich nicht sterben? Was ist daran so schrecklich? Doch mir ist bewusst: das sind heikle Themen. Wann ist der Moment gekommen, lebenserhaltende Massnahmen und Therapien abzubrechen und die Menschen einschlafen zu lassen? Wer soll das entscheiden und auf welcher Grundlage?

Meine Meinung ist folgende: Um welche Themen es sich auch immer handelt – ein gesundes Urteil ist erst möglich, wenn ich einen gewissen Überblick über die Materie habe. Mein Wissen muss also genügend gross sein, und zwar in allen Teilbereichen des betreffenden Gegenstandes, über den ich urteilen möchte.

Und hier liegt ein grundlegendes Problem unserer Zivilisation: unser Wissen ist einseitig. Wir verfügen über eindrückliche Erkenntnisse in vielen Fachbereichen. Aber wir haben keine Ahnung von zentralen Lebenszusammenhängen, welche dem grossen Ganzen zugrunde liegen. Ein solcher Einblick würde aber gewährleisten, dass wir die einzelnen Faktoren korrekt anzuwenden wüssten. Das rein rationale, fachliche Wissen, der männliche Aspekt, wird als ausreichend erachtet, um die Menschheit Fortschritt erleben zu lassen. In Tat und Wahrheit rasen wir ins Verderben.

Wissen, wie es uns Mutter Erde täglich vor Augen führt und uns in Form von Lebenszusammenhängen ständig begegnet, ist uns wohl zu banal, als dass wir es wissenschaftlich ernst nehmen und studieren würden. Aber genau diese Erscheinungen müssen wir analysieren, um wirklich erfolgreich zu sein. Glücklicherweise wurde dies in verschiedenen Bereichen auch schon erkannt. Die Resultate sind sehr ermutigend und zukunftsweisend.

Nach den obenstehenden Ausführungen kommen wir der Farbe der Sonne bereits näher. Rein rationales Fachwissen lässt sie kalt erscheinen. Erst die Weisheit, die durch das Erkennen der tieferen Lebenszusammenhänge entsteht, verleiht ihr eine Farbe, welche das Bild warm werden lässt. Doch mit dem Anspruch, diese erweiterte Sicht in unsere Leben zu holen, werden wir mit zwei Problemen konfrontiert:

  • Im Prinzip müssten unsere Schulsysteme neu entworfen werden. Dem reinen Wissensaufbau müsste gleichmächtig die Lehre über die tiefen Lebenszusammenhänge gegenüberstehen. Allerdings würden uns entsprechend ausgebildete Pädagogen fehlen, denn hier geht es nicht nur um ein Vermitteln von Fakten. Vielmehr müssten die Kinder primär lernen, mit einem wachen Geist dem Leben zu begegnen, die Zusammenhänge darin zu erkennen und dergleichen mehr. Es ginge also um Wachsamkeit, Analyse, Selbsterkenntnis, Selbsterfahrung etc.
  • Das zweite Problem würde ebenfalls zu grösseren gesellschaftlichen Eingriffen führen: das Verständnis über Lebenszusammenhänge funktioniert nicht über das Auswendiglernen von Fakten. Es ist vielmehr ein allmähliches Eindringen in eine tiefgründige Materie, die sich einem mit fortschreitender Lebenserfahrung und Reife mehr und mehr erschliesst. In unserem System, wo ältere Leute als kostspieliger gesellschaftlicher Ballast ausgemustert werden, wäre wohl ein Umdenken nötig. Allerdings müssten die Menschen bereits früh dafür sorgen, dass sie im Alter wirklich weise sind (vgl. auch mit oben). Eine oberflächliche Lebensart in jungen Jahren wird Senioren hervorbringen, die tatsächlich keinen Mehrwert für die Gesellschaft bedeuten.

Mit diesen Ausführungen wird einmal mehr deutlich: wenn du diesen Text einmal durchliest sowie das Bild zweimal betrachtest und es anschliessend im Portemonnaie verschwinden lässt (oder an einem anderen behüteten Ort), wird deine Weisheit keine grossen Sprünge machen. Nur das geduldige und systematische Eindringen in die Lebenszusammenhänge lassen dich innerlich wirklich wachsen. Es gibt also keine Alternativen: wenn du Resultate willst, musst du aktiv sein.

Somit kommen wir zur praktischen Arbeit mit diesem Bild:

Diesmal ist „harte Arbeit“ angesagt. Einer der wichtigsten Faktoren, um zu Erkenntnis zu gelangen, dürfte die Wachsamkeit sein. Es ist erschreckend, wie achtlos viele Menschen förmlich am Leben vorbeirauschen. Ihre Welt besteht vorwiegend aus ihrem Natel mit seinen Funktionen. Wir sollten aber mit dem Geist eines kleinen Kindes am Leben teilnehmen. Ein gesunder, noch unverdorbener junger Erdenbürger geht mit seiner Umwelt äusserst aktiv um, beobachtet, zieht Schlüsse, stellt Fragen, macht sich ein Weltbild und versucht, immer mehr zu verstehen, wie dieses Getümmel rundherum genau funktioniert und wie man damit erfolgreich umgehen kann. Irgendwie verlieren wir diese Neugier, ebenso ein gutes Stück unserer Kreativität. Das sollten wir uns zumindest teilweise zurückerobern. Dafür müssen wir erst einmal innerlich wieder aufwachen und aktiv werden.

Deine Aufgabe wird es sein, dich in nächster Zeit regelmässig mit dem Bild zu beschäftigen. Betrachte es während einiger Minuten (mindestens 5 Minuten), ohne dabei abzuschweifen. Benutze dabei die weisse Sonne als Projektionsfläche. Wenn du sie über längere Zeit betrachtest, kann auf diesem Untergrund allerlei entstehen: eine simple Farbe (die Sonne kann sich verfärben) oder vielleicht sogar ein kleines Bild (es kann ein ganz simples kleines Symbol sein). Dein Unterbewusstsein hat die Möglichkeit, dir in dieser kleinen Meditation Wissenseinheiten zuzuspielen. Jede kleinste Veränderung der Sonne kann von Bedeutung sein. Nimm sie zur Kenntnis, würdige sie, sei kreativ und getrau dich, mit dem Bild zu „spielen“. Und ganz wichtig: bleib wach und konzentriert, lass deine Gedanken nicht abschweifen. Übe regelmässig! Viel Spass!