Bild vom 21.9.2019


Wenn du das Bild betrachtest, siehst du entweder helle Strahlen auf dunklem Grund oder dunkle Strahlen auf hellem Grund. Wieder einmal bist du damit konfrontiert, dass hier kein Einheitsbrei herrscht. Eine purpurfarbene Mitte strahlt nach aussen und verbreitet nicht nur eine grosse Präsenz und Klarheit, sondern sie trennt eindeutig die beiden Farbkombinationen in regelmässigen Abständen voneinander ab und erschafft damit das vorliegende Muster mit seiner Prägnanz. Du bist nun aufgefordert, dich mit diesem Bild zu identifizieren. Wähle aus: fühlst du dich eher als die hellen oder eher als die dunklen Strahlen?

Die ganze Materie rund um das Thema von ICH und NICHT-ICH ist sehr verwirrend. Was ist nun ICH, was ist NICHT-ICH? Hier, bei diesem Bild, scheint es so etwas wie ein MEHR-ICH und ein WENIGER-ICH zu geben. Dann gibt es ja noch den Aspekt, wo wir alle in einem GROSSEN GANZEN vereint sind. Wie ist das alles zu verstehen?

Vielleicht hängt es vom Standpunkt des Betrachters ab, wie sich die Verhältnisse darstellen. Wenn ich beispielsweise einen Berg umrunde, wird er ständig seine Form verändern, obschon es derselbe Berg bleibt. Bin ich nicht geschult, werde ich jedes Mal verwundert die neue Erscheinung betrachten, dieser eben gerade entdeckten Schönheit einen neuen Namen geben und nicht verstehen, dass es sich hier um das identische Objekt handelt.

Fazit: je nachdem, wie ich das Thema des vorliegenden sowie der vorangehenden Monats-Bilder betrachte, eröffnen sich mir andere Sichtweisen. Wenn du nun weiterliest, sei dir folglich bewusst, dass wir hier nur einen bestimmten Aspekt betrachten, ohne dabei anderen Phänomenen ihre Gültigkeit abzusprechen. Als Wissenschaftler ist es dienlich, manchmal gewisse Details
genauer unter die Lupe zu nehmen, um anschliessend das grosse Ganze besser zu verstehen.

Ich wiederhole: auf diesem Bild scheint es einen Teil zu geben, den du als MEHR-ICH empfindest und einen, den du als WENIGER-ICH empfindest. Du kannst davon ausgehen, dass es gute Gründe dafür gibt, gerade diesen Teil als Identität für deine jetzige Inkarnation gewählt zu haben. Möglicherweise sind damit Lernschritte verbunden (z.B. muss ich mein überschiessendes Temperament in den Griff bekommen oder ich muss lernen, mich besser durchzusetzen oder anderes mehr). Vielleicht bietet mir diese Konstellation wunderbare Voraussetzungen, gewisse Ziele zu verfolgen (mich als gute Mutter/guter Vater zu beweisen; mich helferisch zu bewähren; spirituell wesentliche Schritte zu machen und/oder anderes).

Wie dem auch sei: wir haben bereits mehrfach herausgearbeitet, dass du weder das eine (MEHR-ICH) noch das andere (WENIGER-ICH) bist. In Wirklichkeit kannst du dich von diesem Teil, mit dem du dich stark identifizierst und den du als ein MEHR-ICH empfindest, innerlich distanzieren und über ihn nachdenken. Im Alltag verfängst du dich zwar immer wieder mehr oder weniger intensiv in die Emotionen und Gedanken dieses Teils. Aber in ruhigen Minuten gelingt es dir in der Regel, eine Distanz zu schaffen und ihn zu reflektieren. Folglich bist du etwas, das HINTER diesem MEHR-ICH ist. Je mehr du übst, umso eher kannst du diesen Zustand über längere Zeit in deinem Bewusstsein aufrechterhalten.

Irgendeinmal geschieht dann folgendes:
Du erkennst, dass du ein schöpferisch aktives Wesen bist. Was heisst das genau? Du kannst dich mit einem Maler vergleichen. Ihm steht eine Leinwand zur Verfügung, auf die er mittels Pinsel und Farben seine Werke zur Geltung bringt. Vielleicht wäre ein treffenderes Bild für dich der Architekt, denn er muss wie du eine sehr viel komplexere Situation bewältigen. Als Grundlage für seine Kreationen dient ihm eine ganze Landschaft mit ihrer Umgebung und vielerlei Gegebenheiten. Zum Bauen stehen ihm unzählige Materialien und Techniken zur Verfügung.

Und wie sieht es bei dir aus? Im Grunde genommen stehst du auf einer grossen Welt. Zudem gehört dir ein Körper mit verschiedensten Eigenschaften. Das alles kannst du nun benützen, um etwas zu bauen. Dein Körper sowie deine Eigenschaften sind deine Instrumente, die du einsetzen kannst. Wie dies beim Architekten der Fall ist, können all die Komponenten zu einem Kunstwerk verwoben oder zu einem Schandfleck in der Landschaft hingeworfen werden.

Nun kommt natürlich die Frage, was du tun musst, um ein Kunstwerk zu erschaffen. Bedenke folgendes:
Sei dir bewusst, dass das MEHR-ICH sich nur deshalb als MEHR-ICH anfühlt, weil es aus verschiedenen Gründen mehr entwickelt und eingeschliffen wurde. Wenn du aber nur diese Teile von dir benützt, ist das so, als würde der Architekt sämtliche neuen Erkenntnisse ausblenden und immer nur einfache langweilige Häuser bauen.

In der Regel gibt es in uns Bereiche, die wir noch nicht so sehr genutzt haben. Sie warten aber darauf, entdeckt und ins Leben geholt zu werden. Diese befinden sich oft im WENIGER-ICH. Es lohnt sich also, diesen Teil einmal genauer zu betrachten und in sich zu spüren: gibt es vielleicht Sehnsüchte in mir, die sich mit meinem MEHR-ICH nicht vereinbaren liessen? Müsste ich dafür Teile meines WENIGER-ICH aktivieren? Weshalb habe ich es noch nicht gemacht? Fehlt mir der Mut? Wenn ich wirklich ein schöpferisch aktives Wesen bin: muss ich mir dies vielleicht noch klar machen und dabei auch erkennen, dass in mir offensichtlich mehr Möglichkeiten stecken als ich bisher glaubte? Wenn ja: was heisst das konkret?

An dieser Stelle möchte ich dir einen Vorschlag machen, wie du mit diesem Bild arbeiten könntest:
Verbinde dich zuerst mit dem Teil, den du als MEHR-ICH erachtest und spüre ihn gut in dir. Dann verbinde dich mit dem Teil, den du als WENIGER-ICH betrachtest und spüre auch ihn gut in dir. Nimm dir Zeit dafür, die Qualitäten dieses Teils wahrzunehmen. Vielleicht gelingt es dir, mit ihm langsam ein bisschen vertrauter zu werden.

Nun betrachte das Bild als Ganzes und konzentriere dich darauf, dich als eine Ganzheit wahrzunehmen. Du sollst jetzt nicht darüber nachdenken, sondern ihn erfühlen. Versuche, dieses Gefühl einer Ganzheit so lange wie möglich aufrecht zu halten. Anschliessend darfst du gerne aufsteigende Visionen, Emotionen und anderes betrachten und dich damit beschäftigen. Vielleicht führen sie dich zu interessanten Einsichten.

Es ist durchaus löblich, wenn du diese Übung einmal machst. Aber ehrlich: reicht es dir aus, lediglich ein bisschen an den Rändern von neuen Ebenen zu kratzen?
Wenn du wirklich Veränderungen willst, die noch in diesem Leben bedeutsame Spuren hinterlassen, dann musst du dir ein bisschen mehr Mühe geben und regelmässig arbeiten/üben. Die Zeit zerrinnt dir zwischen den Fingern, wenn du sie nicht mit festem Griff packst und sie nicht zumindest einmal pro Tag für eine kurze Einkehr anhältst. Also nutze Deine Zeit!