Bild vom 19.9.2020

Das vorliegende Bild könnte eine Lotusblume darstellen, die auf dem Wasser liegt. Das Wasser wirkt freundlich und dient als schwimmende Unterlage, ohne die Blüte auf der strahlenden Oberseite zu benetzen. Das ist ein wichtiger Aspekt dieses Bildes, denn das Element Wasser ist nicht immer einfach. In seinem Grundwesen konfrontiert es uns mit unseren tiefen Gefühlsschichten, mit archaischen Bereichen.

Das bedeutet, dass wir mit urtümlichen Bereichen in uns in Berührung kommen, die u.a. instinktiver Natur sind, z.B. die Sexualität. Zudem sind hier auch Bilder gespeichert, die möglicherweise zur menschlichen Natur gehören (Urbilder von Bestien und himmlischen Wesen zum Beispiel). Diese Bereiche können durchaus auch Angst machen, weil sie nicht wirklich fass- und kontrollierbar sind. Doch wie gesagt: im vorliegenden Bild wirken sie freundlich. Diese Schichten bergen nämlich auch ein tiefes Gefühl dafür, was uns mit Mutter Erde in Einklang bringt (aber auch, was uns davon abspaltet). Wer folglich mit dem urweiblichen Teil in sich in einer guten Verbindung steht, erfreut sich des positiven Aspektes der Wasserenergie.

Die Lotusblüte im Bild wirkt auf viele von uns wahrscheinlich anziehender. Sie ist hier wegen ihrer rosa Farbe verbunden mit der Herzenergie. Auf den ersten Blick besteht wenig Kontakt zwischen der Blüte und dem Wasser. Doch unter der Blüte ist sehr wohl ein reger Austausch zwischen den Elementen vorhanden, denn schliesslich ernährt sich die Blüte vom Wasser. Zudem wird sie von ihm getragen. Die Berührung muss man sich vorstellen, weil sie für uns nicht direkt sichtbar ist. Aber genau um diese Berührung geht es bei diesem Bild. Dazu möchte ich mich im Folgenden vertieft äussern.

Im Polarity, das u.a. auf uralten indischen Lehren basiert, ist die gesamte Materie ein Geflecht verschiedener Energien. Jede hat ihre eigene Schwingung und deckt ein spezifisches Feld von Aufgaben ab. Zudem wird ihr ein bestimmtes Chakra (Energiezentrum) zugeordnet. Wir unterscheiden u.a. folgende Energien:

  • Erdenergie Erdchakra beim Schambein
  • Wasserenergie Wasserchakra zwischen Schambein und Bauchnabel
  • Feuerenergie Feuerchakra beim Bauchnabel
  • Luftenergie Herzchakra Mitte Brustbein
  • Ätherenergie Kehlkopfchakra beim Kehlkopf

Wie du siehst, hat das Wasser seinen Sitz im Beckenbereich, während die Herzenergie den Brustraum beherrscht. Beide Energiebereiche konfrontieren uns mit Gefühlen. Diese unterscheiden sich jedoch grundsätzlich voneinander. Die Herzgefühle sind recht klar definierbar. Wir wissen meistens (wenn wir ehrlich mit uns sind), was wir fühlen, weshalb wir so fühlen und können die Gefühle meistens auch kontrollieren. Weitaus schwieriger sind die Gefühle, die im Wasserbereich beheimatet sind. Hier werden wir mit viel diffusem Material konfrontiert, das wir oft nicht einordnen können. Wenn wir Pech haben, überschwemmt es uns gar mit Ängsten, Aggressionen oder anderen unerwünschten Empfindungen.

Weshalb ist das so?

Man bedenke, welche Funktionen dem Beckenbereich zukommen. Hier findet unter anderem die Zeugung statt. Das gewährt uns einen unmittelbaren Zugang zum Wesen der Schöpfung. Ebenso ist der Unterleib der Ort, wo neues Leben heranwächst. Damit wird der nährende, hegende, schützende Teil von Mutter Erde erlebbar, welche unermüdlich Leben hervorbringt. Hier sind folglich Urkräfte am Werk, welche die Menschheit schon immer beschäftigt haben. Da alle Urkräfte zwar oft in erwünschter, nicht selten aber auch in unerwünschter zerstörerischer Form auftauchen, machen sie teilweise Angst. Deshalb entwickelten die Menschen verschiedene Formen, mit diesen Kräften umzugehen (z.B. Riten, aber auch technische Mittel). Geblieben sind jedoch Urängste. Und diese haben ihren Sitz im Beckenbereich. Aber eben: auch ein grosser Pool an Urwissen ist dort beheimatet.

Zum oben beschriebenen Faktor gesellt sich ein weiterer dazu: alles, was wir nicht verarbeiten können oder wollen, landet in der Verdrängung. Unsere „Müllhalde“ ist ebenfalls der Beckenraum. Dort herrscht die Tendenz, dass sich die negativ beladenen Teile zu Klumpen zusammenballen. Somit entstehen Gebilde, welche aus Urängsten und Unverarbeitetem zusammengesetzt sind. Diese beiden Inhalte sind nun so sehr miteinander verwoben, dass sie in der Folge als kraftvolles Gesamtpaket auftreten. Folglich werden die Beckenenergien, die nun ziemlich problematisch geworden sind, zum eigenen Schutz sehr effektiv verdrängt. Oder dann bahnen sie sich durch ihre Wucht einen Weg an die Oberfläche und machen einem das Leben schwer.

Spätestens jetzt wird sichtbar: eigentlich wäre es sinnvoll, sich mit dem Becken zu beschäftigen. So könnte man vermeiden, im ungünstigen Fall von schwierigen Energien überschwemmt zu werden. Dank einer solchen Arbeit käme man im günstigen Fall sogar mit seinem Urwissen in Kontakt. Und nun kommt das Herz ins Spiel: damit ein solches Werk gelingt, ist das Herz nämlich von grosser Bedeutung. Dies wird in der Folge näher erklärt.

Der Mensch ist darauf ausgerichtet, Glück empfinden zu wollen. Schmerz mag er nicht und vermeidet ihn. So versucht er fortwährend, Situationen zu schaffen, welche ihm die erwünschten Gefühle bringen. Ist er erfolgreich, weitet sich sein Herz und er ist glücklich. Sieht er sich jedoch mit schwierigen Umständen konfrontiert, nimmt er eine ablehnende Haltung ein und fühlt sich unglücklich. In erstgenanntem Fall sieht es bei ihm hell aus, in letztgenanntem wird es dunkel, weil die Energien nicht mehr richtig fliessen können.

Das als negativ empfundene Ereignis wirkt auf alles lähmend und raubt die Vitalität. In diesem Zustand ist auch die Leistungsfähigkeit reduziert. Wenn wir aber mit schwierigen Aufgaben konfrontiert sind (Beckenarbeit ist keine einfache Sache), sollten wir uns bei guten Kräften befinden. Folglich müssen wir in der Lage sein, unser Herz so zu steuern, dass es nicht so launisch ist. Es muss lernen, in einer gewissen Zufriedenheit zu verweilen. Das bedeutet, dass es auch in schwierigen Situationen dem Leben gegenüber offen bleiben sollte. Gelassenheit ist das Zauberwort. Zudem muss uns bewusst sein, dass jedes Glücksgefühl vergänglich ist. Statt dem Glücks-Kick nachzurennen, sollten wir wohl eher den inneren Frieden suchen. Dieser ist unvergänglich und wir haben nicht mehr den Drang, diesen Rausch-Zustand schaffen zu müssen.

Befinden wir uns emotional in einem einigermassen stabilen Zustand, ist es auch möglich, schwierigere Gefühle zuzulassen, die dem Becken entströmen. Wir sind fähig, Schmerzen zu ertragen, die aus alten Wunden stammen. Unser Herz kann sie durchfliessen lassen, ohne daran zu zerbrechen. Dadurch können sie sich auflösen und die einst blockierte Energie wird wieder frei. Das vorher Verdrängte kann so aufgearbeitet werden. Aber wie gesagt: Voraussetzung dafür ist eine gesunde Lebensgrundlage (Ausgewogenheit im Gefühlsbereich, indem man nicht dem Glücks-Kick nachrennt). Wer sich diese noch nicht erarbeitet hat, wird Mühe haben, Altlasten aufzuarbeiten. Für den sind Beckenthemen kein einfaches Feld.

Wie ich am Anfang bereits erwähnt habe, spiegelt das Bild eine günstige Situation wieder. Die Lotusblüte ist offen, das Wasser hell und ruhig. Hier ist alles in einem guten fliessenden Zustand, so wie es sein sollte. Dieses Bild bietet folglich eine gute Grundlage für eine Übung, die helfen soll, mit den Beckenenergien zu arbeiten.

Hier nun die Übung:
Mach es dir bequem, sammle den Geist und nimm dir einen Moment Zeit. Betrachte dann das Bild und lass es auf dich wirken. Konzentriere dich nun auf die Blüte. Verinnerliche sie dir und stell dir vor, dass sie in deinem Herzchakra ist. Spür gut, wie sich das anfühlt. Verweile dort eine gewisse Zeit. Jetzt betrachte wieder das Bild und mach dir bewusst, dass das Wasser im Beckenbereich anzusiedeln ist. Stell dir nun vor, wie dieses Wasser dort spürbar wird und verweile mit diesem Gefühl. Versuche, das Herz mit der Blüte und das Becken mit dem Wasser in deiner Aufmerksamkeit zu behalten. Du kannst die beiden Poleentweder gleichzeitig wahrnehmen oder wechselweise. Mach dir bei der ersten Sitzung klar, dass zwischen den beiden Polen ein Austausch besteht und versuch, die Wurzel der Lotusblüte zu sehen, die zum Wasser führt. Mit diesem Bild schliesse die erste Sitzung ab.

Erst bei der zweiten Sitzung geh zum nächsten Schritt. Mach zuerst den ganzen oben beschriebenen Ablauf. Anschliessend richte deine Aufmerksamkeit auf das Herz. Dort stell dir vor, dass du nun bereit bist, Material aus dem Beckenbereich nach oben kommen zu lassen und zu bearbeiten. Bleib dann einfach in einer offenen Haltung sitzen und wart ab, was geschieht. Personen, welche geübt sind, werden möglicherweise mit Bildern arbeiten können, andere werden vielleicht diffuse Gefühle habe (ev. tauchen dunkle Schatten oder Klötze auf oder anderes). Wichtig beim Ganzen ist folgendes: lass alles, was schwierig ist, durch die Kraft deiner Herzenergie sich auflösen. Dabei bleibst du aber der Beobachter. Du machst nichts aktiv, sondern schaust einfach zu, wie die Selbstheilungskräfte deines Körpers von selbst die kranke Energie heilen (z.B. wird es allmählich heller oder leichter). So wie der Körper mit Sicherheit den Schnitt im Finger zuwachsen lässt (sofern du ihn gewähren lässt und nicht dauernd in der Wunde grübelst), wird der Körper auch die seelische Wunde heilen, wenn du es zulässt. Du darfst einfach zuschauen. Stelle sicher, dass du für die Übung genügend Zeit einberechnet hast und nicht gestört wirst.

Als Zuschauer hast du das Instrument des Zoomens zur Verfügung. Wenn es zu schwierig wird, zoomst du alles ein bisschen weiter weg und verlangsamst es. Dann wird es einfacher. Wenn du merkst, dass die Übung dich zu überwältigen droht, dann brichst du sie ab. Fühlst du dich schon seit Wochen schlecht und diese Übung überfordert dich, wäre es möglicherweise sinnvoll, dich um Hilfe zu bemühen.

Wenn der Bereinigungs- bzw. Heilungsprozess abgeschlossen ist, überprüfe, wie sich der Herzbereich und der Beckenbereich jetzt anfühlen. Dann bedanke dich bei deinen geistigen Helfern und schliesse die Meditation ab.

Das nächste Bild erscheint am 24.10.2020