Opfer sexueller Übergriffe

Opfer sexueller Übergriffe

Falls du einmal ein Opfer eines sexuellen Übergriffs geworden bist, kannst du mit dieser Mappe arbeiten. Sie wird dir helfen, dieses Trauma zu verarbeiten. Allerdings solltest du vorher unbedingt die Mappe „Erlittene Grenzüberschreitungen“ durchgearbeitet haben. Damit besteht der notwendige Boden, um das eher heikle Thema „sexueller Übergriff“ in seiner gesamten Tiefe anzugehen.

Einführende Gedanken

In der Mappe „Erlittene Grenzüberschreitungen“ wurde ausführlich beschrieben, wie wichtig ein intakter Raum für die gesunde Entwicklung eines Menschen ist. Gleichzeitig wurde auch geschildert, unter welchen Umständen dieser Raum ge- bzw. zerstört werden kann und welche Folgen dies hat.

Dem sexuellen Übergriff widme ich eine eigene Mappe, weil hier nicht nur der Raum eines Wesens ge- bzw. zerstört wird. Hier werden vielmehr Bereiche des Opfers getroffen, welche oft tiefste Scham, Gefühle des Beschmutzt- und/oder des Zerbrochen-Seins, Vertrauensverlust in andere Menschen, Hassgefühle und anderes mehr erzeugen, die sich so sehr in die Seele fressen, dass sie dort viel Unheil anrichten können. Vor allem führt ein solches Erlebnis häufig dazu, dass das Schreckliche die Betroffenen erstarren lässt, womit sie den Schritt aus der Isolation und somit zu einer möglichen Hilfestellung nicht vollziehen können.

Eine solche Mappe hat den grossen Vorteil, dass man nicht nach aussen treten und auch mit niemandem schwatzen muss. Man kann für sich alleine arbeiten. Möglicherweise ebnet diese Betätigung den Weg zu einer Öffnung und zu Gesprächen, was vorher undenkbar gewesen wäre.

Der sexuelle Übergriff

Wenn man von sexuellen Übergriffen spricht, kommen einem in der Regel Mädchen und Frauen in den Sinn. Aber es gibt auch etliche Buben, seltener Männer, welche ein solches Trauma erleiden. Auch für sie ist diese Mappe natürlich gedacht, denn ein solches Erlebnis trifft sie genau so hart wie ihre weiblichen Leidensgenossinnen.

Leider gibt es keine Altersbegrenzung für diese Grenzüberschreitungen. Bereits kleine Kinder können zu Opfern werden, oft im Rahmen der eigenen Familie. Je länger entsprechende Situationen andauern, umso tiefer brennen sich die zerstörerischen Spuren in die Seele der Betroffenen ein. Wenn die Übergriffe schon im jungen Alter beginnen, ist es für das betroffene Kind schwierig, in der Folge eine normale Beziehung zu seiner eigenen Geschlechtlichkeit zu entwickeln. Damit meine ich zwei Ebenen: einerseits der gesunde Zugang zum eigenen Geschlecht, also zur eigenen Weiblichkeit bzw. der eigenen Männlichkeit. Die andere Ebene betrifft die eigene Sexualität, die in der Regel ebenfalls nachhaltig gestört ist.

Was muss aufgearbeitet werden?

Um mit einem schlimmen Erlebnis weiterleben zu können, ohne dass es einen auffrisst, muss der Körper manchmal eine rigorose Lösung finden. Dies ist unter anderem eine vollständige Abspaltung des Schrecklichen. Das geht soweit, dass Betroffene sich kaum mehr an das Ereignis erinnern können oder es sogar ganz aus dem Gedächtnis ausblenden. Durch merkwürdige Träume oder andere Umstände kann es sich plötzlich wieder zurückmelden. Ein anderes Phänomen ist der Umstand, dass sich Betroffene oft schlecht spüren, weil sie sich vom Körper abgetrennt haben.

Was geschehen ist, kann niemals ausgelöscht oder weggewischt werden. Das ist auch nicht das Ziel eines Aufarbeitens von Übergriffen. Alle Erlebnisse sind Teil einer Persönlichkeit, haben sie geprägt und beinhalten Erfahrungen, die irgendeinmal nützlich sein könnten. Wichtig ist aber, dass mit den vielen Aspekten, welche das Opfer als zerstörerisch empfunden hat bzw. empfindet, ein Weg gefunden wird, Frieden zu schliessen. Man muss sie als Teil des Lebens würdigen lernen, die dazu gehören, ohne dass sie die eigene Wertigkeit irgendwie verletzen könnten. Gelingt es einem nicht, diesen Frieden herzustellen, werden die Geister der Vergangenheit ständig in einer unguten Form das aktuelle Leben beeinflussen, ob einem dies bewusst ist oder nicht.

Was sind solche Geister? Weiter vorne erwähnte ich bereits einige davon. Hier eine kleine Auswahl:

  • Schamgefühle (man kann sich nicht mehr im Badekleid zeigen, ev. nicht einmal mehr seine nackten Beine, man fühlt sich im Körper nicht wohl, schämt sich für sein Aussehen etc.)
  • Schuldgefühle (für alles und jedes fühlt man sich schuldig, oft kombiniert mit Scham)
  • Gefühl des inneren Zerbrochenseins
  • Sich innerlich von seinen Gefühlen abgespalten haben, sich also nicht mehr wirklich spüren (das kann sich auch als Gefühlskälte äussern)
  • Probleme mit seiner Weiblichkeit bzw. Männlichkeit
  • Selbstverletzungen
  • Essstörungen
  • Sexuelle Probleme
  • Mühe, anderen zu vertrauen
  • Man bringt sich immer wieder in Situation, in denen man ausgenützt wird

Das Problem an der ganzen Sache ist, dass manchmal der Übergriff nur noch schattenhaft oder gar nicht mehr im Gedächtnis vorhanden ist. Somit ist ein Aufarbeiten sehr erschwert. Genau hier bietet diese Arbeitsmappe Vorteile.

Der Akt des Aufarbeitens

Manche Betroffene haben das Bedürfnis, über das Geschehene zu sprechen. Das sollten sie unbedingt tun und sich eine entsprechende Situation schaffen. Dafür gibt es u.a. therapeutisch geschulte Leute.

Andere Opfer wüssten gar nicht, worüber sie genau sprechen sollten, weil für sie das Ganze eh nur sehr diffus ist oder sie einfach nicht den Wunsch haben, sich mitzuteilen. Für manche sind Scham- und/oder Schuldgefühle so gross, dass ein Öffnen gegenüber einer Drittperson für sie undenkbar ist.

Wie dem auch sei: in jedem Fall ist die Arbeit mit den Bildern eine hilfreiche Form, entweder ergänzend zu Gesprächen oder auch ohne eine solche Begleitung. Sie beeinflussen eine andere Ebene, als dies über Worte in der Regel möglich ist. Farben und Formen habe die Möglichkeit, direkt auf seelische Bereiche einzuwirken und dort ihre heilende Kraft zu entfalten.

Diese Mappe ist speziell für sexuelle Übergriffe entwickelt worden und soll helfen, in sehr sanfter Form die verletzten und auseinandergefallenen Seelen- und Persönlichkeitsanteile zu heilen und wieder zusammenzubringen. Jede betroffene Person wird die Bilder anders erleben. Viele erzählen, dass sie während der Arbeit vermehrt träumen und ihnen manches in den Sinn kommt, das in Vergessenheit geraten war. Sie finden dann Wege, in neuer Art und Weise damit umzugehen.

Wenn der Prozess zu belastend wird, muss man ihn abbremsen, indem man die Bilder nur noch aufstellt/aufhängt/hinlegt, so dass man sie während des Tages immer wieder sieht, aber nicht während mehrerer Minuten fixiert. Ausserdem sollte man stets Bild Nummer 1 dazustellen/-hängen/-legen, denn dieses federt den Prozess zusätzlich ab. Das genaue Vorgehen ist in den Kapiteln „Anleitung zur praktischen Arbeit“ und „Umgang mit Hindernissen und Problemen“ beschrieben. Lies es genau durch und halte dich daran.

Was kannst du von dieser Arbeitsmappe erwarten?

Bitte erwarte keine Wunder. Falls sie dann doch auftreten sollten, umso schöner. Manche Menschen reagieren sehr intensiv auf diese Arbeit, womit tiefgreifende Veränderungen möglich sind. Bei anderen braucht es längere Zeit, bis sich etwas bewegt. Denk daran: wir arbeiten hier mit hochsensiblen Bereichen. Wenn du das Gefühl hast, bei dir greifen deine Bemühungen nicht richtig, kannst du dich auch bei mir melden (Kontaktdaten siehe S. 4), damit wir die Gründe dafür herausfinden. Manchmal braucht es einfach ein bisschen Zeit, manchmal gibt es aber auch Blockaden, die man auflösen kann, womit die Bilder wirksam werden. Also lass dich nicht entmutigen. Meistens gibt es Lösungen.

Was du von dieser Mappe sicher nicht erwarten darfst: sie kann eine eventuelle Notwendigkeit einer Therapie nicht ersetzen. Falls eine professionelle Begleitung bei dir angezeigt ist, dann stell dich dieser und benütze die Mappe begleitend dazu. Sie wird den Heilungsprozess wunderbar unterstützen.

Die Arbeit mit den Bildern ist dieselbe wie bei den vorangehenden Mappen. Bitte lies die entsprechende Anleitung unten durch und halte dich möglichst genau daran. Ich wünsche Dir viel Erfolg!

Wie funktioniert die Arbeit mit dieser Mappe?

Die vorliegende Mappe funktioniert gleich wie diejenigen, die du schon durchgearbeitet hast. Wiederum stehen dir 10 Bilder zur Verfügung, wobei auch hier Bild Nummer 1 dazu dient, Ressourcen aufzubauen. Deshalb wird es zusätzlich während der Arbeit eingesetzt, wenn es allzu turbulent wird (s. Kapitel „Umgang mit Hindernissen und Problemen“). Zur Sicherheit folgt noch einmal die gesamte Anleitung.

Klicke auf jedes Bild, um es auf deinen Computer herunterzuladen.

Anleitung zur praktischen Arbeit

In der Praxis hat sich folgendes Vorgehen als sinnvoll erwiesen:

  1. Beginne mit Bild 1. Arbeite in der Folge mit diesem Bild 5 Tage lang.
  2. Betrachte dabei das Bild jeden Tag 1x während 3-5 Minuten. Lass das Bild einfach auf dich wirken. Du musst dabei nichts Spezielles tun. Nach dieser Zeit leg das Bild zur Seite und wiederhole die Übung am nächsten Tag.
  3. Wenn es dir nach den 5 Tagen gut geht, nimmst du Bild 2 und fährst mit der Arbeit im gleichen Stil fort: 5 Tage lang, täglich 3-5 Minuten.
  4. Fahre mit der Arbeit im gleichen Stil weiter, bis du alle 10 Bilder bearbeitet hast. Bei Problemen lies unten und entscheide, wie du weiterfahren möchtest.

Umgang mit Hindernissen und Problemen

Die Bilder berühren tiefe Seelenebenen und bringen damit einiges in Bewegung. Manchmal wird es einem zu viel und man muss den Prozess verlangsamen. Du hast folgende Möglichkeiten:

  • Wenn du merkst, dass das Betrachten der Bilder bereits zu viel für dich ist, kannst du die Bilder auch einfach an einen Ort legen/hängen, an dem du sie häufig siehst. Wechsle sie dann ganz normal nach 5 Tagen aus. Bei einem zweiten Durchgang der Serie kannst du sie vielleicht aktiv betrachten.
  • Wenn du bei einem Bild plötzlich eine starke Reaktion verspürst (Angst, Wut, Aggression oder anderes), leg/häng es an einen Ort, an dem du es häufig siehst. Nimm nun Bild 1 und arbeite so lange mit Bild 1, bis du dich wieder ruhig und ausgeglichen fühlst. Anschliessend nimm die Arbeit mit dem Pro­blembild wieder auf. Wenn du dich dabei nicht gut fühlst, dann überspringe dieses Bild und gehe zum nächsten weiter. Bei einem wiederholten Durcharbeiten der Bilder sieht es vermutlich bereits besser aus.
  • Wenn Probleme auftauchen, bei denen du nicht weisst, wie du damit umgehen sollst, kannst du mich kontaktieren (Kontaktdaten siehe Seite 4).

Wenn du mit der ganzen Bilderfolge fertig bist, ist es empfehlenswert, den Zyklus noch ein- bis zweimal zu wiederholen. Damit wird die begonnene Entwicklung vertieft, womit sich immer mehr gesunde Strukturen in deinem Leben durchsetzen können. Dies begünstigt das Erreichen von Zielen, die du möglicherweise in verschiedenen Lebensbereichen anstrebst. Das betrifft Ziele von praktischer, aber auch von spiritueller Natur.

Alternative

Nach einem Durchgang dieser Mappe fährst du weiter mit der Mappe Opfer von Gewalt“ oder mit der Mappe „Opfer sexueller Übergriffe“.