Bild vom 07.05.2022

 

Meditationsbild Mai 2022

Manchmal sind die Klienten ein bisschen frustriert, wenn ich in der Therapiestunde gewisse Themen aus ihrem Leben erneut zur Sprache bringe. Sie fügen dann an, dass sie eigentlich davon ausgegangen sind, diese schon verarbeitet zu haben. Ich pflichte ihnen jeweils bei, dass ich grundsätzlich einverstanden bin. Allerdings gilt es folgendes zu beachten: Das Thema, das ich aufnehme, ist in der Regel komplex. Auch wenn im Grundsatz verstanden wurde, was damals falsch lief, heisst das noch lange nicht, dass alle Aspekte hinreichend geklärt sind. Damit verständlich wird, worum es mir in der heutigen Botschaft geht, muss ich ein bisschen ausholen.

Die Probleme mit dem Ego

Wir sprechen immer davon, unser Ego abstreifen zu wollen. Selten sind wir uns im Klaren, was das genau bedeutet. Einig sind wir uns, dass wir uns langsam aber sicher von der Verhaftung an materiellen Gütern loslösen wollen. Gleichzeitig müssen wir aber auch aufpassen, dass wir dem Personenkult nicht erliegen (Aufmerksamkeit und Liebe ergattern wollen, ebenso gewisse Machtansprüche erheben). Vielleicht sind wir bestrebt, unsere inneren Begehrlichkeiten zu kontrollieren und bewusst in Schach zu halten. Dabei wurde wahrscheinlich schon manchem bewusst, dass dies gar nicht so einfach ist, weil sich diese Ego-Wünsche teilweise sehr gut getarnt immer und immer wieder anschleichen. Eh man sich’s versieht, haben sie einen erwischt und man ist ihnen erlegen. Warum? Man hat sie nicht kommen sehen. Ihr Auftauchen war unerwartet und nicht als Teil eines Problems erkennbar. Es war wie ein Virus, das der Körper zu spät als bedrohlich erkennt. Bis er reagiert, hat dieses mörderische kleine Unding bereits eine Menge Unheil angerichtet. Doch wenn das Immunsystem mit dem Eindringling fertig wird, kann dieser nie mehr die Schranke durchbrechen. Er wird bereits vorher erkannt, abgefangen und wirkungslos gemacht. Aber eben: vorher muss das Immunsystem alle Tücken des Virus kennenlernen, damit es anschliessend gewappnet ist.

Die vielen Facetten des Egos

Uns ist oft nicht klar, wie viele Facetten ein Umstand wie „Geiz“ hat. Wenn wir den Begriff hören, können wir ihn in der Regel sogleich einordnen und glauben zu verstehen, was damit gemeint ist. Doch im Prinzip geht es uns damit nicht besser als mit dem Begriff „Schnee“. Wir haben sogleich eine weisse, kalte Masse vor unserem inneren Auge. Wären wir aber Klimatologen oder Skirennfahrer, würden viel detailliertere Bilder auftauchen. Dort wird der Schnee sehr differenziert wahrgenommen, je nach seiner momentanen Beschaffenheit. Als Laie fällt es einem möglicherweise schwer, die Unterschiede überhaupt zu sehen. Nur allmählich wird es einem gelingen, anhand der Färbung, gewisser Musterungen und anderem die diversen Schneetypen zu analysieren. Können wir nun also behaupten, wir wissen, was „Schnee“ bedeutet? Jein. Wir haben eine grobe Vorstellung davon, aber wir sind etwa genauso geschickt wie ein Kleinkind, das allen vierbeinigen Tieren „Miau“ sagt. Bald wird es erkennen, dass es offensichtlich auch solche Vierbeiner gibt, denen man „Muh“ sagt, andere nennt man „Wauwau“ und so weiter. Weil eine feinere Differenzierung von Schnee für die meisten von uns nicht wichtig ist, müssen wir uns diesbezüglich nicht weiter entwickeln. Wenn es um Geiz geht und wir gerne unser Ego besiegen wollen, ist es eindeutig von Belang, ob wir im übertragenen Sinn allen Vierbeinern „Miau“ sagen oder ob wir die verschiedenen Gestalten richtig einzuordnen lernen.

Wie sich das Ego immer wieder einbringt

Bleiben wir also beim Geiz. Meine Einsicht, dass ich meinen Kleinmut überwinden und deshalb grosszügig werden möchte, kann dazu führen, dass ich in den Gegenpol rutsche. Nun bin ich dermassen freigebig, dass ich mich daran erfreue und mich auf der sicheren Seite wähne: „mein Geiz ist besiegt. Schaut doch alle, wie leicht ich meinen Besitz aufgeben kann.“

Doch damit hat man sich einfach ein bisschen selbst betrogen. Gesundheit bedeutet nämlich, in keinem der Pole stecken zu bleiben. Vielmehr sollte man mit der Materie bzw. mit Sachverhalten je nach Situation vernünftig umgehen können. Einmal bedeutet dies, sparsam zu sein, ein andermal ist Grosszügigkeit gefragt. Je nach dem ist mehr oder weniger von beidem nötig. Man muss mit der ganzen Spannbreite an Möglichkeiten umgehen können, ohne dass das Ego die Erfordernisse sabotiert. Doch dieses eklige kleine Ego ist manchmal so geschickt, dass man es kaum bemerkt und sich bei einer Aktion möglicherweise unendlich gut fühlt im Sinn: „jetzt habe ich es doch richtig gut gemacht“ (schon nur dieser Gedanke zeugt leider von Ego). Erst später merkt man, dass man mit seiner Tätigkeit eigentlich gewisse Zwecke verfolgt hatte, diese einem aber nicht ganz bewusst waren (man wollte gut dastehen, geliebt sein, Beachtung bekommen oder anderes). Erst wenn das Handeln wirklich zweckfrei wird und man auch nicht mehr darüber nachdenken muss, ob es nun wirklich zweckfrei war (wenn es wirklich zweckfrei war, dann ist man so weit, dass man es weiss), ist das Ego wahrscheinlich verschwunden.

Wie man sich vom Ego befreien kann

Nun fragst du vielleicht, wie du denn an den Punkt kommst, dieses Ego wirklich loszuwerden, also alle Facetten von Geiz kennenzulernen, damit du diesbezüglich nie mehr Opfer wirst. Sei unbesorgt: das Leben wird dafür sorgen. Auch wenn du diese Antwort nicht magst (schliesslich willst du alles schnell hinter dich bringen), geht es nicht anders. Das theoretische Studium bringt dich nur bedingt weiter. Wenn du alle möglichen Schneearten auswendig lernst, wirst du dennoch überfordert sein, sobald du im Winter plötzlich Analysen durchführen musst. Du wirst nach all den einstudierten Eigenschaften suchen. Aber in der Praxis scheint plötzlich alles ganz anders auszusehen, als es in deiner Vorstellung war. Schlussendlich bleibt dir nichts anderes übrig, als am Objekt selbst zu üben, bis du die nötigen Fertigkeiten erlangt hast. Bitte also die geistige Welt darum, dir viele Situationen zu schicken, in denen du dein Ego möglichst schnell abarbeiten kannst. Beschwere dich dann aber nicht beim Universum, wenn dein Leben anstrengend ist. Nun zum Bild:

Das Bild

Hier ist ein Aspekt wie Geiz in seiner Ganzheit abgebildet. Die Person bleibt im Licht (gelbe Kreise) und der Liebe (rosa Stern) bzw. in ihrer Mitte, darum herum ist Blau und Violett: Wissen und Spiritualität. Auch wenn Situationen schwierig sind, spürt und weiss das Wesen, dass seine Entscheidungen in Ordnung sind, und zwar im Sinn des göttlichen Ganzen. Letzteres ist insofern sichtbar, als es total in seiner Mitte und damit mit dem Ganzen und dieses wiederum mit der Weisheit verbunden ist.

Arbeit mit dem Bild

Natürlich möchten wir alle in diesen Zustand kommen, der dieses Bild symbolisiert. Aber wie schon gesagt: je bestrebter wir sind, unsere Hausaufgaben zu machen, umso anstrengender wird das Leben. Also führe die untenstehende Übung lieber nur aus, wenn es dir wirklich ernst ist.

Übung

Mach es dir bequem, sammle den Geist und nimm dir einen Moment Zeit. Betrachte dann das Bild und lass es auf dich wirken.

Visualisiere nun die gelbe Mitte auf deinem Herzchakra (Mitte Brustbein). Lass dieses Gelb dort eine Weile wirken, so dass es sich gut stabilisiert. Dann geh zum nächsten Schritt:

Stell dir vor, dass vom Gelb aus rosa Licht in den Körper zu strömen beginnt. Dieses Licht kann heller oder dunkler sein, ganz so, wie es für dich angenehm ist. Es soll sich langsam in den Körper ergiessen, so dass du fühlen kannst, wie es dich allmählich auszufüllen beginnt. Achte darauf, dass es auch in deine Arme und Beine fliesst, bis in die Finger- und Zehenspitzen. Ebenso soll der Kopf bis zu den Haarwurzeln rosa werden. Zwischendurch stell sicher, dass der gelb leuchtende Kern noch da ist. Am Schluss soll ein Gefühl von einer gewissen Ganzheit entstehen, die sich gut anfühlt. Dies kann nur geschehen, wenn du dir genügend Zeit genommen hast, dass sich das Rosa überallhin seinen Weg bahnen konnte, auch dorthin, wo es am Anfang vielleicht ein bisschen verengt war. Verweile nun so lange du magst in diesem Zustand.

Anschliessend komm langsam in die Realität zurück. Bedanke dich bei deinen geistigen Helfern und schliesse die Meditation ab.

Das nächste Bild erscheint am 11.06.2022