Bild vom 10.02.2024

Bild Februar 2024

Beim letzten Bild betrachteten wir eine Muschel mit ihrer Perle und bewunderten die Schönheit und Perfektion des Schmuckstückes. Dabei machten wir uns Gedanken darüber, dass man sich selten überlegt, wie es überhaupt dazu kommt, dass sich eine Perle bilden kann.

Dieses Bild zeigt nun genau diesen Prozess. Du siehst die gelben Kreise. Diese symbolisieren die verschiedenen Perlmuttschichten, welche die Muschel um den Kern bilden. Der Kern wiederum besteht aus eher dunklen Schnitzen. Diese stellen für die Muschel eine Gefahr dar, was die dunklen Farben erklärt. Auch um die Perle herum gibt es verschiedene Einflüsse (ebenfalls farbige Schnitze), aber diese wirken nicht so bedrohlich, sind ihre Farben doch eher freundlich.

In der Folge betrachten wir das Bild nun detailliert.

Die inneren Belastungen

Wie bereits gesagt beherbergt die Perle einen Kern von unguter Natur. Doch ohne diesen Kern wäre die Perle gar nicht entstanden. Die Schnitze ausserhalb der Perle scheinen eine andere Qualität zu haben, weshalb sie nicht von Perlmutt ummantelt werden müssen. Was bedeutet dies genau?

Vergleichen wir das Bild mit einem menschlichen Wesen, kommen wir zu folgendem Schluss: Jedes Individuum trägt gewisse Belastungen mit sich herum. Diese beeinflussen in hohem Mass das Verhalten einer Person. Je mehr Traumas und Ängste jemand mit sich schleppt, umso mehr ist seine Interaktion mit der Umwelt beeinträchtigt. Dies führt in der Regel dazu, dass das Leben in verschiedenen Bereichen nicht so verläuft, wie man dies gerne möchte. Oft bleiben ersehnte Erfolge aus. Solange man nicht in der Lage ist, mit den inneren Verletzungen eine Lösung zu finden, wird sich nicht viel verändern.

Der schädliche Kern und seine Folgen

Alle Geschöpfe sind so erschaffen, dass sie gegen schwierige Situationen gewappnet sind. Die Natur ist voll von entsprechenden Einrichtungen, so dass sie jeder Spezies auch unter widrigen Umständen ein Überleben ermöglicht. Die Muschel beispielsweise kann sich öffnen und schliessen. Dennoch kommt es vor, dass ein Fremdkörper in sie eindringt. Dann hat sie aber ein weiteres Abwehrsystem zur Verfügung: sie ummantelt das bedrohliche Element, so dass es abstirbt.

Stell dir nun die Entwicklung eines Menschen vor: bereits während der Schwangerschaft kann unendlich viel passieren (die Mutter steht vielleicht unter Stress, sie isst etwas Unbekömmliches, sie verunfallt und anderes mehr). Dann folgt eine Geburt, die selten ganz stressfrei verläuft. Anschliessend ist das kleine Wesen total auf die Betreuung der Bezugspersonen angewiesen, denn es ist völlig unselbständig und hilflos. Noch während längerer Zeit ist es sehr verletzlich und prägbar. Während all dieser Phasen des Werdens und Heranwachsens gibt es genügend Gelegenheiten, von ungünstigen Umständen traumatisiert zu werden. Damit man sich trotz solcher negativer Einflüsse weiter entwickeln kann, baut man Schutzmechanismen auf: man verspannt bzw. verschliesst sich, wird misstrauisch, ängstlich, passt sich übermässig an (um Stress zu umgehen) und anderes mehr. Im ungünstigen Fall begegnen wir am Schluss nicht mehr einem fröhlich strahlenden Menschenkind, sondern einem blassen Abbild davon, das sich mit dem Leben schwer tut.

Unvollständige Schutzreaktionen

In einem gewissen Sinn hat wohl jede Person bereits mehr oder weniger Perlmuttschichten in sich erschaffen. Sonst hätte sie wahrscheinlich keine Identität entwickeln können, die sich in der Gesellschaft zurechtfindet. Jeder Schutzmechanismus ist nämlich Ausdruck einer solchen Perlmuttschicht. Doch diese Schichten sind lediglich vorübergehende Überlebensstrategien. Sie helfen dem Individuum nicht, wieder zu seiner alten Kraft zurückzufinden. Die Muschel ist in dieser Hinsicht gründlicher: sie ummantelt ihren Eindringling so lange, bis er abgestorben und für ihr Wohlbefinden nicht mehr bedrohlich ist. Also sollten wir uns wohl die Weisheit der Muschel zu Herzen nehmen und all unsere Schutzmechanismen einer Prüfung unterziehen. Damals haben wir sicherlich gute Arbeit geleistet, denn immerhin konnten wir uns weiter entwickeln. Aber unsere Arbeit war eben nicht so perfekt wie diejenige der Muschel, und das bekommen wir nun bitter zu spüren.

Verarbeitung des Traumatischen vervollständigen

Was ist nun also zu tun? Indem wir wissen, dass viele unserer Probleme unvollständige Reaktionen auf schwierige Einflüsse der Vergangenheit sind, müssen wir sie im Prinzip noch einmal gründlich anschauen und bearbeiten. Dafür müssen wir in einem ersten Schritt anerkennen, dass das Verhalten, das uns zu schaffen macht, einmal Sinn ergab. Wir sollten also Verständnis für uns selbst entwickeln (statt uns dauernd zu kritisieren), ebenso Mitgefühl für das Wesen, das einmal in grosser Not war. Auch wenn wir die Not selbst nicht mehr nachvollziehen können, müssen wir doch respektieren, dass sie einmal eine Realität darstellte. Je besser wir dies schaffen, umso tiefer greift die Arbeit. Wir bekommen so eine Beziehung zu dem Teil in uns, der Angst hatte, der verzweifelt war, der nicht mehr weiter wusste. Dieser Teil steht in der Regel noch immer unter dem Einfluss des Schreckens und hat noch nicht begriffen, dass die schlimme Zeit nun vorbei ist und er sich entspannen darf. Man muss ihm dies mitteilen, so dass es bei ihm ankommt. Das ist eigentlich die ganze Kunst. Sie steht und fällt mit unserer Fähigkeit, mit den tiefen, traumatisierten Teilen in einen echten Kontakt zu kommen. Jedes Mal, wenn der problematische Teil einen Schritt mehr aus seinem Schrecken machen kann, haben wir es geschafft, ihm eine Perlmuttschicht umzulegen.

Die eigene Perle erschaffen

Was ist nun mit den Einflüssen, die von aussen auf die Perle einströmen?

Wie bei der Muschel gibt es bessere und weniger gute Umstände (Wasserqualität, Wettereinflüsse, Feinde etc.). Solange die Muschel mit all diesen Einflüssen klar kommt, ist sie in einem Zustand, der ihr erlaubt, ihr Überleben zu sichern und folglich Perlmutt um einen Eindringling zu bilden.

Beim Menschen ist es ähnlich. Auch hier müssen die Umstände einer Person ermöglichen, mit ihren Schwierigkeiten Lösungen zu finden und an ihnen zu arbeiten. Wenn sie unter widrigsten Bedingungen existieren muss, ist die Gefahr gross, dass sie schlussendlich zerbricht. Allerdings reagiert nicht jeder Mensch auf die gleichen Belastungen in derselben Art und Weise. Was die einen zerstört, ist für andere möglicherweise kein Problem.

Wichtig ist: Soweit wie möglich sollte man sich eine Umgebung schaffen, die für das seelische Gleichgewicht günstig ist. Dazu gehört, den Kontakt mit Menschen zu pflegen, die nährend sind. Ansonsten sei man freundlich zu allen Kreaturen, geniesse sie aber auf Distanz.

Übung

Schutz ist eine wichtige Komponente in unserem Leben, denn dieser Schutz vermittelt uns ein Gefühl von Sicherheit. Dies ist notwendig, damit wir uns erfolgreich um unsere Traumas kümmern können. Die verletzten Schichten sind nämlich erst dann in der Lage, Heilung zu erfahren, wenn sie erkennen, dass du nicht mehr bedroht bist. Das bedeutet, dass du dich in einem günstigen Lebensfeld (das eben ausreichend Schutz und Sicherheit vermittelt) auch entsprechend gut entwickeln kannst. Also kümmern wir uns diesen Monat um die Errichtung eines solchen Feldes. Wenn du im Rahmen der Meditation merkst, dass gewisse Lebensbereiche bei dir genau an diesem Punkt Probleme erzeugen, dann versuche sie anzugehen und Lösungen zu finden.

Mach es dir bequem, sammle den Geist und nimm dir einen Moment Zeit. Betrachte dann das Bild und lass es auf dich wirken.

Die Perlmuttringe versprechen Schutz vor feindlichen Einflüssen. Also benützen wir sie für unsere Zwecke. Stell dir vor, dass dein Körper sich langsam mit gelbem Licht füllt, das immer stärker wird und sich langsam über deinen Körper hinaus ausdehnt. Dort bildet es eine Hülle um dich, die dich sanft umgibt. Du kannst sie so gross machen, wie du magst. Ebenso kannst du Farbton und Wärmegrad wählen. Wichtig ist, dass du dich wohl und geborgen fühlst und weisst, diese Perlmuttschicht lässt keinerlei feindlichen Übergriffe zu. Hier bist du sicher und geborgen. Geniesse den Zustand, so lange du magst.

Wenn deine Zeit um ist, kehre langsam wieder in die Realität zurück. Bedanke dich bei deinen geistigen Helfern und schliesse die Meditation ab.

Das nächste Bild erscheint am 09.03.2024