Ein neues Jahr hat begonnen und sicher hat sich manch einer gefragt, was die kommenden Monate alles bringen werden. Zum einen sind wir einfach neugierig, zum anderen dürfte bei einigen auch die Angst mitgespielt haben. Je nach aktueller Situation drängen sich mehr oder weniger sorgenvolle Gedanken auf und die Zukunft erscheint schwer und belastend.
Was auch immer unsere Ausgangslage im Januar ist – wir werden in dieser stets komplexer werdenden Welt täglich gefordert, weise Entscheidungen zu fällen. Erinnern wir uns an entsprechende Erläuterungen im letzten Jahr:
Eine Weihnachtsgeschichte von Susanna Sarasin
„Habt ihr es auch schon vernommen?“ ereiferte sich Engel Luzius. „Schon wieder haben wir eine Mitarbeiterin verloren. Wenn das so weiter geht, haben wir Himmlischen an Weihnachten bald nichts mehr auf der Erde verloren. Dabei reden die Menschen im Dezember dauernd von Engeln und Himmel und Heiliger Zeit. Aber wahrscheinlich denken die meisten sowieso, dass wir im Grunde genommen nur Phantasiewesen sind und Weihnachten ein altmodisches Fest. Wenn sie nur nicht so blind wären!“
Erzengelin Wilma seufzte. In den letzten Jahren war es tatsächlich immer schwieriger geworden, Botschaften unter die Menschen zu bringen. Viele der treuen Seelen, die eng mit der geistigen Welt verbunden gewesen waren und auf unterschiedlichem Weg ihre Mitmenschen belehrt hatten, wollten von einer Zusammenarbeit nichts mehr wissen. Diverse Probleme – seien diese gesundheitlicher Natur, in ihren Beziehungen, im Beruf oder anderes – hatten viele überfordert und leider zu falschen Entscheidungen geführt: sie reduzierten den Kontakt zur geistigen Welt, der ihnen Ideen und Kraft hätte geben können, die Krise zu überwinden. So manövrierten sie sich selbst in immer grösseres Elend und beraubten die Welt zudem einer wertvollen Quelle der Inspiration. Dabei war Letzteres nötiger denn je. Deshalb war Wilma nicht gewillt, so schnell aufzugeben. „Wer hat sich abgesetzt?“ wollte sie von Luzius wissen.
„Die kleine Therapeutin, die immer Weihnachtsgeschichten schrieb. Sie fand, es gäbe nun genug davon und sie lasse sich jetzt teilpensionieren.“
Empört schnaubte Wilma: „Wie kann sie nur! Die Geschichten flossen ihr ja wie von selbst aus den Fingern und die Leute liebten sie. Mag sein, dass ihre Gesundheit im Moment nicht die Beste ist. Aber deshalb gleich ihre geflügelten Freunde im Stich zu lassen, ist nicht fair. Ich glaube, ich muss mich bei ihr einschalten und einige Dinge klarstellen.“
Was sie genau unternehmen wollte, verriet Wilma nicht, doch die leichte Verfärbung ihres Heiligen Lichtes in Richtung rötlich zeigte, dass sie etwas erregt war.
Luzius sah ihr bekümmert nach. Er wusste, dass sich Wilma grosse Sorgen um die Erde machte. Zudem war ihm die enge Beziehung, die seine Vorgesetzte mit einzelnen menschlichen Botschaftern pflegte, bekannt. Manchmal wirkte ihr Licht getrübt, weil sie versucht hatte, einen ihrer Zöglinge zur Vernunft zu bringen. Er wusste, dass man mit seinen Energien nicht ungestraft über längere Zeit so verschwenderisch umgehen durfte. Wilma musste aufpassen, dass sie nicht zu viel von ihrer Strahlkraft verlor.
Inzwischen war es auf der Erde herbstlich geworden. Die Hitze des Sommers war vorbei. Die Tage wurden kürzer und die Nächte teilweise recht kühl. Nach den grossen Ferien begann für viele ein neuer Abschnitt. Für andere setzte sich einfach der alte Trott fort. Einige träumten bereits vom nächsten Urlaub im Oktober. Anschliessend würde das Jahr mit grossen Schritten zu Ende gehen.
Mitten in all dem irdischen Treiben entdeckte Wilma die kleine Therapeutin. Frustriert und müde nippte sie an ihrem Kaffee und hatte nur noch einen Wunsch: Ruhe und schlafen. Die letzten Wochen und Monate hatten sie zu viel Energie gekostet. Irgendwie hatte sie es nicht geschafft, sich immer wieder ausreichend zu regenerieren. Jetzt hockte sie buchstäblich in einem Loch. Sie hatte ihr gesamtes Programm gestrafft und machte nur noch das Notwendigste. Trotzdem wurde es nicht besser, sondern eher schlimmer. Deshalb hatte sie selbst eine ihrer langjährigen Traditionen über Bord zu geworfen. Schliesslich musste man auch einmal den Mut haben, alte Zöpfe abzuschneiden. Bereits seit vielen Jahren schrieb sie nämlich für jede Weihnacht eine Geschichte, die sie mit viel Freude verschenkte. Die Leute liebten diesen Brauch und betraten die Praxis im Dezember jeweils erwartungsfroh. So unterschiedlich die Geschichten in der Regel waren, immer enthielten sie einen tieferen Sinn und liessen einen über manches nachdenken. Also waren die Klienten stets gespannt, was ihrer Therapeutin eingefallen war. Doch diesmal fehlten der Autorin schlicht die nötige Lust und Kreativität.
Wilma beobachtete die Frau besorgt und überlegte, was sie tun könnte. Das war wieder einmal ein typischer Fall. Zu der Zeit, als das Leben sehr viel von ihrer Seelenfreundin abverlangt hatte, wurde all den irdischen Belangen im Alltag zu viel Raum gegeben. Nur noch die Arbeit zählte. Der geistige Aspekt blieb auf der Strecke. Meditation, das Studium spiritueller Schriften und Rituale kamen zu kurz. So trocknete der kreative und visionäre Teil der Therapeutin aus, der Kontakt zur geistigen Ebene wurde immer schlechter. Dieser war aber dafür verantwortlich, dass die Frau mit neuen und belebenden Energien versorgt wurde. Je mehr er fehlte, umso mehr vernachlässigte ihre Freundin alle Tätigkeiten, die schlussendlich wieder Energie gebracht hätten. Ein perfekter Teufelskreis. Doch im Gegensatz zu vielen anderen Lichtarbeitern hatte sich dieses Menschenkind glücklicherweise während vieler Jahre eine gesunde Grundlage erarbeitet. Somit war es trotz seiner Krise für Wilma gut zugänglich. Das genügte, dass die Erzengelin leichtes Spiel haben würde und ihr Plan, den sie bereits im Kopf hatte, leicht umsetzbar wäre.
Und tatsächlich: man musste zweimal hinschauen, um sicher zu sein, dass man keiner Täuschung erlag – aber eine Woche später sass die kleine Therapeutin effektiv vor ihrem Computer. Sie sah nicht nur vitaler aus, sondern unter ihren Fingern entstand Zeile für Zeile eine Geschichte. Ja, hier entwickelte sich wahrhaftig die gewünschte Weihnachtsgeschichte. Die Szene im Raum wirkte völlig entspannt, so dass einem vom reinen Zuschauen warm ums Herz wurde. Nichts erinnerte mehr an das Dunkle und Schwere, das die Frau monatelang ausgestrahlt hatte. Wie war ein solcher Wandel in so kurzer Zeit möglich? Was war passiert?
Einmal, an einem frühen Morgen, war die Therapeutin aufgewacht und hatte gesehen, dass die Zeit reichte, noch ein bisschen zu dösen. Dabei musste sie erneut eingeschlafen sein, denn plötzlich erschien glasklar eine Gestalt. Die Therapeutin erkannte einen Engel, der ihr irgendwie vertraut vorkam. Durch die Augen des himmlischen Wesens floss eine selige Liebe, welche die Therapeutin vollständig durchströmte. Gleichzeitig vernahm sie die Nachricht: „Du bist eine Botschafterin. Schreibe!“
Im selben Moment wusste die Frau, dass es um die Weihnachtsgeschichte ging. Ebenso war ihr klar, dass diese ihr zufliessen würde. Sie musste sich lediglich an den Tisch setzen und schreiben.
Völlig perplex wachte die Therapeutin auf. Dieser Traum war so eindeutig gewesen, dass keine Fragen offen blieben. Sie wusste wieder, was sie zu tun hatte, was ihre Aufgabe hier auf Erden war. Bevor sie den Gedanken richtig zu Ende denken konnte, spürte sie plötzlich eine Woge von Energie, die ihr beinahe den Atem verschlug. Im ganzen Körper begann es zu kribbeln und dann – o Wunder – war es wieder da, dieses unglaubliche Gefühl der tiefen Verbundenheit mit der geistigen Welt. Wie sehr hatte sie es vermisst! Voller Dankbarkeit gab sie sich dem seligen Augenblick hin und genoss ihn, denn diese Energie vermittelte ihr ein Gefühl von einer tiefen Geborgenheit in einem vertrauten Zuhause. Wie hatte sie nur den Kontakt zu diesem Ort verlieren können, der ihr so viel bedeutete.
Ja, was war eigentlich geschehen? Vor ungefähr einem Jahr sorgten verschiedene Umstände dafür, dass ihr die zu lösenden Probleme über den Kopf zu wachsen drohten. Zudem erstickten sie die anfallenden Arbeiten beinahe. Obschon sie es irgendwie schaffte, alles zu bewältigen, beherrschte sie ständig das Gefühl, das Leben überwalze sie. In der Folge schien sich ein innerer Automatismus einzuschalten, sozusagen ein Notprogramm. Dieses sicherte ihr zwar das Über-Leben, bot ihr aber keine Gelegenheit, wieder in einen kreativen Lebens-Modus zurückzufinden. Sie klebte buchstäblich in einer permanenten Erschöpfung und Depression fest.
Und jetzt gab es diese unerwartete Wende. Schlagartig wurde der Therapeutin bewusst, wie wundervoll es ist, wenn man Freunde hat. Ihr war aber nie so richtig klar gewesen, dass sie sich neben dem irdischen Beziehungsnetz auch noch ein ganz anders aufgebaut hatte, ein wahrhaft himmlisches. Seit vielen Jahren pflegte sie nämlich einen regen Austausch mit der geistigen Welt. Vor ihrer Krise hatte sie stets in sich hineingehorcht, ob ihr Hinweise oder Ideen aus dieser Dimension zugespielt wurden. Den Engel aus dem Traum kannte sie, dessen war sie sich sicher. Es war ihr nur nicht bewusst, woher genau und welcher Art die Beziehung war. Die Bindung fühlte sich aber tief und stark an. Eine einzige Begegnung mit diesem himmlischen Wesen im Traum ermöglichte es jetzt, ihr die nötige Energie zu schenken, um wieder auf die Beine zu kommen. Es war kaum zu glauben: innerhalb weniger Minuten wurde ihr Leben einfach wieder eingerenkt. Welch ein unglaublicher Segen!
Ja, Freunde sind wirklich eine wertvolle Sache. Geflügelte Freunde sind jedoch von unschätzbarem Wert. Dessen war sich die Therapeutin bewusst und es lag ihr auch sehr am Herzen, diese Freundschaften zu pflegen. Es galt also, das Leben wieder voll und ganz in die Hände zu nehmen. Dazu gehörte der regelmässige Kontakt mit der geistigen Welt, auch wenn dies Zeit und Energie kostete. Da es offensichtlich ihre Aufgabe war, Botschafterin zu sein, musste es entsprechende Wege geben. Ihre geflügelten Begleiter würden ihr bestimmt helfen und ihr zu gegebener Zeit die richtigen Ideen schicken, dessen war sie sich sicher.
Während die Therapeutin sinnierte, war Wilma ganz nahe bei ihr. Sie strahlte vor Freude und wusste: diese Schlacht hatte sie gewonnen. Und nicht nur das: ihre Freundin hatte einiges begriffen und war nun reif für anspruchsvollere Aufgaben. Lächelnd schickte ihr die Erzengelin entsprechende Visionen. Bald würden sie im Geist der Therapeutin aufleuchten und ihr das Material für weitere Projekte liefern. Zufrieden trat Wilma den Rückzug an. Ja, an Weihnachten würde es wieder eine Weihnachtsgeschichte geben. Aber – wie gesagt – das war nur der Anfang. An weiteren Plänen mangelte es dem himmlischen Wesen wahrlich nicht.
Aus tiefster Erleichterung heraus ergossen sich zwei Seufzer ins Universum: ein himmlischer und ein irdischer. Dort trafen sie sich und erzeugten ein kleines Licht, das nun am Himmel strahlt. Unablässig erinnert es uns daran, dass die Zusammenarbeit zwischen Himmel und Erde das grösste Glück für beide Seiten bedeutet.
Eine Weihnachtsgeschichte von Susanna Sarasin Am liebsten hätte Luisa das hübsch verpackte Geschenk dem Kunden vor die Nase geknallt, so sehr kochte sie innerlich. Doch zum Glück war sie genügend professionell, dass sie freundlich lächelnd den Mann verabschiedete und ihm ein gesegnetes Fest wünschte. Anschliessend liess sie sich erschöpft auf einen Stuhl sinken. Für einen Moment war sie alleine im Laden, was in letzter Zeit eher selten vorkam. Zu dieser Jahreszeit gaben sich die Leute förmlich die Klinke in die Hand, denn alle suchten Weihnachtsgeschenke. Das war ja auch ganz in Ordnung, schliesslich lebte sie davon. Aber Menschen wie dieser Mann waren ihr ein Gräuel. Luisa erkannte ihre innere Haltung bereits, wenn sie den Raum betraten. Alles an ihnen wirkte sachlich. Es schien ihr, als würde bei ihnen das Leben nur aus Fakten bestehen, die im Kopf berechnet und abgeglichen würden.
Das Herz hatte kein oder nur wenig Mitspracherecht. Diese Erdenbürger waren zwar meistens absolut korrekt, aber irgendwie kalt. Sie führten eine Liste im Geist, wen sie zu beschenken hatten. Eilig erfüllten sie diese Pflicht, die ihnen eher lästig zu fallen schien. Entsprechend verliessen sie den Laden oft äusserst erleichtert und fast fluchtartig. Manchmal wendeten sie sich sogar an sie, beschrieben die zu beschenkende Person und überliessen die Wahl des Geschenkes ihr. Sie waren dann einfach froh, wenn die Sache erledigt war und sie mit einem schönen Paket nach Hause eilen konnten. Früher hatte es ihr noch Spass gemacht, solch unbeholfenen Kunden zur Seite zu stehen. Durch gezielte Fragen hatte sie versucht, sich einen Eindruck der Personen zu verschaffen, die beschenkt werden sollten. Daraufhin hatte sie Vorschläge unterbreitet, die ihr passend erschienen. So war nicht selten ein spannendes Gespräch entstanden, mit dem sie es geschafft hatte, das Herz des Schenkenden zu erreichen.
Und schon verliess ein völlig anderes Wesen den Laden als dasjenige, welches ihn betreten hatte. Die Verwandlung war manchmal eindrücklich. Vor allem die Augen sprachen Bände: während sie am Anfang müde und leer gewirkt hatten, blickten sie am Schluss mit einem Leuchten beseelt in die Welt hinaus. Doch im Moment fehlte Luisa einfach dieser Elan, und das dauerte schon eine ganze Weile.
Zum Glück war bald Feierabend, so dass die junge Frau den Laden schliessen konnte. Diese Aggression, die sie eben erst verspürt hatte, war ihr nicht neu. Aber in letzter Zeit trat sie immer häufiger auf. Dabei musste sie doch dankbar sein, wenn ihr Geschäft so gut lief. Sie konnte sich noch an ihre Anfänge erinnern. Mit wenig eigenen Mitteln hatte sie begonnen, Geschenkartikel zu
vertreiben. Ihr war klar gewesen: wenn sie Erfolg haben wollte, musste sie sich von der Masse abheben. Deshalb war es ihr wichtig gewesen, nur sehr ausgewählte Produkte in ihrem Sortiment zu führen. Sie hatte schon immer eine gute Nase für Ausgefallenes gehabt, ganz besonders für Handwerkliches, sei es heimischen oder auch ausländischen Ursprungs. Wo Menschen ihr traditionelles
Kunstwerk pflegten, war Luisa meistens schnell zugegen und knüpfte Kontakte. Sie wollte alles rund um die entsprechenden Traditionen wissen und schätzte ab, wie gut sich die Produkte verkaufen liessen. Dann diskutierte sie mit den Betroffenen über die Möglichkeit einer Vermarktung und stellte entsprechende Pläne auf. Wenn sich alle einig waren, landeten die wundervollsten Artikel als exklusive Einzelstücke in ihrem Verkaufsraum. Offensichtlich schätzten die Leute ein solches Angebot, denn recht schnell war ein ansehnlicher Kundenstamm entstanden und bald florierte das Geschäft. Dies hatte Luisa erlaubt, breiter einzukaufen. Irgendwann war ihr dann bewusst geworden, dass sie durch ihre Arbeit vielen Menschen ein Einkommen sicherte. Gerade in ärmeren Ländern verhalf sie ihren Handelspartnern, deren teilweise verzweifelten wirtschaftlichen Verhältnisse so aufzubessern, dass sie ein menschenwürdiges Leben führen konnten. In anderen Regionen unterstützte sie Menschen, welche mithalfen, schützenswertes überliefertes Wissen lebendig zu erhalten. Das motivierte sie, alles von sich zu geben, um ihren Erfolg auszubauen.
Doch seit einiger Zeit spürte Luisa einen herben Motivationseinbruch. Plötzlich stellte sie sich Fragen, die ihr neu waren. Anstatt bei jedem verkauften Artikel Freude zu empfinden, dachte sie bei sich, dass dieser Gegenstand sicher schon in unzähligen Ausführungen im entsprechenden Haushalt vorhanden war und einfach zu noch mehr Ballast im Leben führte. Sie hatte ein Bild vor Augen, wie sich die Menschen mehr und mehr mit Materialien zumüllen, bis sie unter ihrem angesammelten Kram förmlich ersticken. Irgendwann entsorgen sie dann alles und produzieren folglich Abfall, der beseitigt werden muss. Bestenfalls wird mit ihm Wärme produziert, die zum Beheizen von Häusern dient. Während ganze Horden herumrennen und sich mit Waren versorgen, hat niemand mehr Zeit, sich auf das Wesentliche zu besinnen. Mit ihrem Laden sorgte Luisa also effizient dafür, dass die Leute ein Bedürfnis entwickelten, Geschenke zu kaufen, die niemand wirklich brauchte. Vielleicht entstand für einen kurzen Moment eine Form von Freude, dann war er aber auch schon vorbei. Wenn man Glück hatte, war der Gegenstand sogar noch nützlich und wurde regelmässig gebraucht.
Vielleicht bekam er ein schönes Plätzchen zugewiesen. Im schlimmeren Fall war er schlicht und einfach überflüssig. Nüchtern betrachtet half Luisa tüchtig mit, die Leute vom Wesentlichen abzulenken und Abfall zu produzieren.
„Jetzt reicht es!“ dachte Luisa. „Diese ewig gleichen destruktiven Gedanken. Das muss ein Ende haben. Ich muss sie endlich mal zu Ende denken.“ Also machte sie sich eine Tasse Kaffee und setzte sich auf ihren bequemen Stuhl in die Ecke. Sie konnte ja den Laden verkaufen und eine beliebige Stelle annehmen. Damit wäre das Problem für sie gelöst. Aber wäre so die Welt besser? Kaum. Die Leute wären genau gleich gedankenlos. Doch vielleicht müsste sie sich nicht mehr so sehr den Kopf darüber zerbrechen, weil sie ihre Tätigkeit nicht dauernd in Frage stellen würde. Oder war das eine Illusion? War sie in der Lage, die Probleme der Gesellschaft einfach zu verdrängen? Müsste sie nicht vielmehr nach Lösungen für sich selbst suchen? Dann musste sie jetzt einen Schritt weiter gehen: Was wollte sie eigentlich von den Leuten? Was war das Wesentliche, das sie ihrer Meinung nach verloren hatten?
Hier fand Luisa schnell eine Antwort: Die Menschen sollten aufmerksam sein, einander wieder vermehrt wahrnehmen, ihre Herzen öffnen und die Liebe fliessen lassen. Statt der Materialschlacht sollten die Lebewesen und ihr Wohlergehen im Mittelpunkt des Interesses stehen. Nun, sie könnte ja Pfarrerin werden. Aber da wären die Probleme schon vorprogrammiert: die Kirchenbänke würden bei ihren Predigten wohl leer bleiben. Ihre Begabung war in diesem Bereich ziemlich beschränkt. Hier hingegen füllte sie mit Leichtigkeit ihren Laden.
Da stutzte Luisa. Weshalb denn nicht die Möglichkeiten nutzen, die man hatte? Gab es nicht ein Sowohl-als-Auch? Wie wäre es, wenn sie mittels Verkauf ihrer Geschenkartikel auch die andere Seite in ihren Kunden ein bisschen wachrütteln würde? Sie hätte es ja in der Hand. Es wäre lediglich eine Frage des Konzeptes. Ganz verdutzt von dieser Eingebung sass sie da und betrachtete still ihr Lebenswerk, das sie mit viel Herzblut aufgebaut hatte. Ganz unvermittelt spürte sie wieder diese Liebe, die sie früher beim Betrachten der vielen verschiedenen Unikate auf den Regalen in sich wahrgenommen hatte. Jedes Stück hatte eine Geschichte, die Luisa kannte. Hinter jedem standen Menschen, welche mit Hingabe arbeiteten. Nun war es an ihr, die Seele der Gegenstände lebendig und für ihre Kunden emotional spürbar zu machen. Hier wäre ihr ganzes Geschick gefordert, denn sie müsste mit wenigen Impulsen tiefe Gefühlsschichten des Betrachters berühren. Der Aufwand dafür wäre beträchtlich, aber lohnend: sie könnte beispielsweise jedes Produkt mit Bildern vom Herstellungsprozess versehen. Die Lieferanten würden ihr sicher entsprechendes Material zur Verfügung stellen. Vor ihrem inneren Auge malte sich Luisa bereits aus, wie sie den Laden neu gestalten könnte. Plötzlich war ihr unverständlich, weshalb sie nie offengelegt hatte, dass all die Kunstwerke einmalig waren und einem hohen ethischen Standard entsprachen. In der heutigen Zeit war eine solche Information doch ein absolutes Muss. Hier war also einiges nachzuholen.
Eine weitere Idee durchfuhr sie wie ein Blitz. Wäre es nicht hübsch, ganz kleine Kärtchen mit sinnreichen Sprüchlein zu drucken? Zu jedem Geschenk könnten die Kunden ein solches Kärtchen auswählen. Schon nur dieser Prozess würde sie zwingen, all die Lebensweisheiten zu lesen und einen Gedanken darüber zu verschwenden. Zudem müssten sie abschätzen, welche Worte am besten zu der Person passten, die beschenkt werden sollte.
Bedächtig strich Luisa über eine der neueren Errungenschaften: eine wunderschöne mundgeblasene farbige Glaskugel. Ihr wurde bewusst, dass es ihr früher viel öfter gelungen war, den Kunden mittels persönlicher, einfühlsamer Gespräche – selbst wenn diese nur kurz gewesen waren – ihre Begeisterung und Liebe zu den Kunstwerken weiterzugeben. Irgendwie hatte sie selbst in den
letzten Monaten vergessen, das Wichtigste im Leben zu erfüllen: das Menschliche über alles andere zu stellen. Sie hatte zwar verkauft, aber ohne die Besucher des Ladens in ihren Herzen zu berühren. Folglich sollte sie wohl bei sich selbst beginnen und ab sofort wieder mit vollem Einsatz ihre Arbeit erfüllen. Nur wenn sie dieses menschliche Licht im anderen nährte und gegebenenfalls sogar anzündete, bestand die Möglichkeit, dass diese Person den entsprechenden Funken bei der Übergabe des Geschenkes wieder spürte und somit weitergeben konnte. Und damit erfüllte das Schenken seinen Wert: mit Liebe eine Freude bereiten. Auf diese Art bekam sogar der Gegenstand einen Sinn: er war der Träger einer Erinnerung an Liebe und Freude und strahlte diese Energie entsprechend aus.
Mit einem tiefen Seufzer trank Luisa den letzten Schluck Kaffee. Nun durften die Leute gerne wieder in ihren Laden strömen und Weihnachtsgeschenke kaufen. Ab sofort wollte sie für eine bessere Atmosphäre sorgen. So schnell wie möglich sollten Kärtchen mit Sprüchen aufliegen. Doch das Zentralste: sie musste sich von ihrer Rolle als Verkäuferin verabschieden. Von nun an sollte ihr Verständnis von sich selbst in diesem Laden ein anderes sein. Allerdings war ihr noch nicht ganz klar, als was sie sich genau verstehen sollte. Möglicherweise reichte es, einfach Mitmensch zu sein, der dem Gegenüber unvoreingenommen und mit Herz begegnete. Oder vielleicht müsste sie lediglich sich selbst sein, was immer das bedeutete. Darüber müsste sie wohl noch ein bisschen nachdenken. Doch eines war ihr nun klar: die Grundlage des Gesamten musste stets die Liebe zu allem sein. Sie hatte erfahren, wie es sich anfühlte, wenn dieser Funkie erloschen war. Innerlich blieb alles dumpf und leer. Der Tag wurde abgespult, als wäre man eine Maschine. Erst dieses innere Licht brachte Wärme, Freude und Mitmenschlichkeit in die Welt. Und diese Qualitäten waren in der heutigen Zeit bitter nötig. Folglich wollte Luisa ihre Einsicht sofort in die Tat umsetzen. Ihr Auftrag hier auf Erden war ihr nun klar.
Eine Weihnachtsgeschichte von Susanna Sarasin
„Was für ein Hundeleben“, stöhnte die Kerze. „Wobei: Hunde haben es wahrscheinlich besser als ich!“ Traurig liess sie ihren Docht hängen.
Dabei hatte ihr Erdendasein so vielversprechend begonnen. Sie war durch und durch handgefertigt, und zwar aus qualitativ hochwertigem, duftendem Wachs. Ihr Mantel entpuppte sich als das reinste Kunststück. Er war ein filigranes Werk, das die Weihnachtsgeschichte darstellte. Im Zentrum sah man Maria, Joseph und das Christuskind. Rund um diese Szene gruppierten sich die Hirten mit den Schafen, die Heiligen Drei Könige und viele Engel. Jedes Detail konnte man erkennen, selbst die Fingerchen des göttlichen Säuglings liessen sich zählen. Kurz: diese Kerze war eine herausragende Erscheinung.
Doch nun stand sie schon seit Monaten in einem Raum und verstaubte langsam. Niemand schenkte ihr mehr Beachtung. Nur beim Putzen wurde sie herumgeschoben, aber auch dann eher unsanft. So vegetierte die Kerze dahin, ohne grosse Hoffnung auf eine bessere Zukunft.
Eines Tages gab es plötzlich Bewegung in ihrer Umgebung: Wie bereits im Jahr zuvor wurden einige Gegenstände weggeräumt und durch anderen Schmuck ersetzt. Vor allem unzählige neue Kerzen belegten die nun leer gewordenen Plätze. Allerdings war keine so prächtig wie unsere kunstvolle Diva. Diese begrüsste die Abwechslung freudig, konnte sie doch endlich mit jemandem schwatzen und – was nicht unbedeutend war – ihre Schönheit vor einem Publikum anpreisen. Denn für sie war sonnenklar: niemand konnte es mit ihr aufnehmen. Die meisten Genossinnen waren nämlich sehr simple, maschinell gefertigte Massenprodukte. Sie wusste auch noch vom letzten Jahr, welches Schicksal den bedauernswerten Geschöpfen beschieden war: ganz herzlos zündeten die Menschen ihre Dochte an. Dann brannten die armen Dinger langsam nieder. Übrig blieb am Schluss nur noch ein bescheidenes Häuflein Wachs, das im Abfall landete. Nein, dann war ihr das eigene Dasein schon lieber. Ihr kunstvolles Äusseres machte sie zu einem wertvollen Gegenstand, den man immerhin ein bisschen mehr achtete. So war die Kerze schlussendlich doch noch ganz zufrieden mit ihrem Schicksal.
Bald begann sie die Gunst der Stunde zu nutzen und mit ihren Nachbarinnen zu plaudern:
„Ihr armen Geschöpfe! Wisst ihr eigentlich, was euch beschieden ist?“
Einige von ihnen kannten den Zweck ihres Daseins sehr wohl. Eine Rosafarbene meinte denn auch: „Ja klar. Wir haben die Ehre, den Menschen grosse Freude zu bereiten.“
Etwas verdutzt meinte die kunstvolle Kerze: „Na ja, so kann man das ja auch betrachten.“ Doch dann fragte sie etwas ungläubig: „Macht es dir denn nichts aus, einfach heruntergebrannt zu werden?“
Ruhig entgegnete das rosafarbene Exemplar: „Weshalb sollte es mir etwas ausmachen? Im Gegenteil: ich freue mich auf den Moment, wenn mein Geist wieder frei herumschweben kann und nicht mehr an diesen Wachs gebunden ist.“
Verständnislos blickte die Kerze mit ihrem wertvollen Mantel die Kollegin an. „Wovon sprichst du da? Du bist nichts als ein bisschen Wachs und ein Docht. Wenn du abgebrannt wirst, gibt es noch ein bisschen Rauch und Russ, dann bist du einfach weg. Ein solches Schicksal wünsche ich nicht einmal dir, obschon dein Äusseres ja überhaupt nicht besonders attraktiv ist. Schau mich an: ich bin viel zu wertvoll, als dass man mich einfach so behandeln würde. Mein Mantel ist dermassen kunstvoll, dass ich euch alle bei weitem überrage. Die Menschen achten mich und ergötzen sich an meinen Figuren. Ich bin eben etwas ganz Besonderes. Ihr seid alle nur ein Massenprodukt, wirklich wertlos, zu nichts anderem zu gebrauchen als einfach abgebrannt zu werden, eine traurige Sache.“
Nun schaltete sich eine kleinere Kerze ein. Sie war von einem zarten Hellblau und wirkte eher scheu und still. Ganz leise begann sie zu sprechen. „Liebe Schwester, was dient dir denn dieser Mantel, wenn du dafür an deinen Wachs gekettet bleibst? Wir sind nur für kurze Zeit in diesem Gewand, dann gehen wir wieder in unsere Heimat. Dort geniessen wir eine wundervolle Freiheit, können nach Lust und Laune viele Welten bereisen und je nach unseren Interessen spannende Dinge lernen. Wie traurig muss es doch für dich sein, tagaus tagein hier zu stehen und zu verstauben. Nein: wir erfüllen unsere Pflicht, geniessen den Ausflug zu den Menschen und ihre glänzenden Augen, wenn sie unsere Flammen betrachten. Doch dann erfreuen wir uns wieder unserer Natur in der geistigen Welt.“
Entrüstet meinte die kunstvolle Kerze: „Ihr könnt euch ja gar nicht mit mir vergleichen. Ich bin viel mehr wert als ihr. Mein Los ist ein viel höheres. Ich bin eine richtige Persönlichkeit, während ihr nur Massenware seid. Und dieses Gefasel von Heimat glaubt ihr ja selbst nicht. Das bildet ihr euch nur ein, damit ihr nicht zugeben müsst, wie armselig ihr seid.“ Hochmütig wendete sie sich ab und stand in ihrer ganzen Pracht zwischen den schmucklosen Gefährtinnen.
„Warte nur, bis wir abgebrannt werden“, schaltete sich das rosafarbene Exemplar wieder ein. „Ich werde dich ein Stück weit in die Freiheit mitnehmen, damit du erkennen kannst, dass auch du im Grunde genommen mehr bist als ein armseliges Wachsgebilde.“
Verständnislos schwieg die kunstvolle Kerze und dachte, dass mit diesen verblendeten Verwandten kein schlaues Gespräch möglich war. Sie würden ja dann erleben, was mit ihnen geschah.
Und so kam der Tag, an dem plötzlich viele Menschen im Raum waren und die Kerzen anzuzünden begannen. Wie schon im letzten Jahr konnte die kunstvolle Kerze zusehen, wie ihre Nachbarinnen schrumpften und sich langsam ins Nichts auflösten. Auch wenn sie stolz war: ein solches Schicksal wünschte sie nicht einmal diesen schmucklosen Dingern rund um sie herum.
Doch auf einmal fühlte die Kerze, wie es in ihr einen Ruck gab. Was geschah denn da? Warum fühlte sie sich plötzlich so haltlos? Irgendwie war sie gar nicht mehr ganz mit ihrem kunstvollen Körper verbunden. Ihr war, als beginne sie über ihrer eigenen Gestalt zu schweben. Doch nachdem der erste Schreck nachgelassen hatte, fühlte sie plötzlich eine wundersame Leichtigkeit. Auf einmal hörte sie eine himmlische Musik und sah viele glänzende Lichtlein rund um sich herum. Aus einem dieser Lichter vernahm sie die Stimme der rosafarbenen Kerze: „Hier ist unsere Heimat, liebe Schwester. Erinnere dich, auch du kamst einmal von hier und wirst wieder zu uns zurückkehren. Wann dies der Fall ist, können wir dir nicht sagen. Dein kunstvoller Mantel ist ein grosses Hindernis. Wir haben extra eine Form gewählt, die wir schnell abstreifen können. So haben wir das Vergnügen, immer nur kurz auf der Welt zu sein, Freude zu bereiten und uns dann wieder unserer herrlichen Freiheit zu erfreuen. Bete darum, dass eines Tages jemand mit dir Erbarmen hat und du angezündet wirst. Dann werden wir dich in unserem Reich begrüssen und dir helfen, dich wieder an deine wahre Natur zu erinnern. Lebe wohl, ich muss dich leider wieder in deinen Kerzenkörper zurückschicken, weiter kann ich dich nicht mitnehmen.“
So fühlte sich die kunstvolle Kerze mit einem Ruck wieder in ihren Wachskörper versetzt, in dem sie nun erneut festsass. Da erfasste sie mit einem Mal eine riesige Sehnsucht. Hatte sie tatsächlich etwas Wichtiges vergessen? Gab es wirklich ein Leben jenseits dieses Wachsgebildes? Der kurze Augenblick der totalen Leichtigkeit war so überwältigend gewesen, dass sie nur noch davon träumen konnte, ihn bald wieder zu erleben. Doch da stand sie nun in ihrer ganzen Pracht. Wie sehr hatte sie sich wegen des kunstvollen Mantels gebrüstet, ihre wertvolle Persönlichkeit hervorgehoben. Nun musste sie erkennen, dass genau dies zu ihrem Problem wurde: Sie war dadurch unfrei. Auf diesem Regal fand sie sich als Sklavin einer Form wieder, die zwar höchst beachtenswert schien, sie aber an den Körper fesselte. Langsam dämmerte es der Kerze, dass ein bescheideneres Äusseres und ein unscheinbares Dasein ganz erhebliche Vorteile haben konnten. Plötzlich sehnte sie sich danach, einfach angezündet zu werden. Die Vorstellung, dass die Gestalten auf ihrem Mantel schmelzen und zusammenfallen würden, kam ihr auf einmal verlockend vor. Sie war bereit, sich von dieser Pracht zu lösen. Sie wollte wieder frei sein. Und in diesem Augenblick kam die Erinnerung zurück, die Erinnerung an ihre Heimat. Sie begann zu verstehen. Glücklich stand sie da und wartete nun ungeduldig auf den Tag, an dem sogar sie das Vergnügen haben würde, den Menschen mit ihrem Leuchten Freude zu machen und gleichzeitig ins Formlose zu verdampfen. Nie mehr brüstete sie sich mit ihrem Mantel und achtete nun auch stets ihre Verwandten, wenn andere Kerzen in der Nähe aufgestellt wurden. Sie wusste jetzt: ein tolles Gewand kann zwar aufregend sein, aber niemals so beglückend wie das Aufgehen im grossen Licht der Heimat.
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Hallo, mein Name ist Susanna Sarasin. Ich bin freischaffende Therapeutin, Meditationsgruppen-Leiterin und Schriftstellerin. Du kannst mich kontaktieren unter:
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